Wir sind auf dem Weg zur Schärten-Alm

Für uns gibt es seit neuestem keine andere Bergtour wie diese, die uns so deutlich gezeigt hat, dass persönliche Wahrnehmung und tatsächliche Schwierigkeiten sehr weit auseinander klaffen können. Bevor wir diese Tour im Berchtesgardener Land gestartet haben, haben wir das Internet nach Tourenberichten durchforstet – wir haben zur Hochkalter-Überschreitung auch sehr, sehr viel gefunden.

Natürlich auch die klassischen Tourenbeschreibungen der Plattformen wie alpintouren.com etc., aber eben auch sehr viele andere Berichte auf Blogs.

 

 

 

 

Und wenn wir uns daran gehalten hätten, dann wären wir wohl mit Westalpen-Ausrüstung los gezogen. Sind wir dann aber Gott sei Dank nicht. Wir haben uns am Samstag (12.09.) gegen 08:30 Uhr am Parkplatz Hintersee in der Ramsau in Berchtesgarden eingefunden, gemeinsam mit Simon und Fred.

Mit leichtem Gepäck Richtung Hochkalter

Mit leichtem Gepäck ging es also sehr, sehr zügig los in Richtung Schärten-Alm. Vom Parkplatz weg, sollten es sechs Stunden zum Gipfel des Hochkalters sein, also drückten wir auf das Gas. Die Schärten-Alm war schnell erreicht und nach einem Forststraßen-Hatscher, dann auch endlich die Abzweigung eines kleinen Pfads, der uns über viele Stufen, unterhalb der Materialseilbahn, hinauf zur Blaueishütte brachte.

Auch das Berchtesgardener Land ist sehr reizvoll…
….das zeigen uns immer wieder diese Ausblicke.
Die Wegführung ist manchmal sehr steil…
..und dann wieder flach.
Stufen hinauf zur Blaueishütte…

Von der Blaueishütte hat man schon einen schönen Blick, auf die kläglichen Rest des Blaueisgletschers.

….für die wir uns leider keine Zeit genommen haben.
Aber wir kommen wieder zur Blaueishütte..

Wir marschierten gleich weiter und folgten dem Weg hinter der Hütte, eher rechts haltend, über Geröll und Blockwerk. Sehr angenehm zu gehen. Dann folgten wir nicht mehr dem Weg Richtung Schärtenspitze, sondern stiegen sehr steil in vielen Serpentinen die steile Rinne nördlich des Rotpalfen hinauf.

Das steilste Stück hinauf zur ersten Schlüsselstelle

Diese Rinne sollte uns zur ersten Schlüsselstelle des Tages bringen – eine Wand von etwa 15m Höhe und einem Klettergelände im II.-Grad, die uns hinauf auf den „Schönen Fleck“ brachte. Die Kletterei hielt sich in den Schwierigkeiten wirklich in Grenzen, denn nicht nur das der Weg durch die Wand bestens markiert war, bot er auch wirklich außergewöhnlich gute Tritte und Griffe. Also alles in allem keine wirkliche Problematik. Und dann standen wir auch schon am Einstieg des „Grats“ – der uns aus heutiger Sicht ein bisschen enttäuscht hat. Wir hatten uns mehr einen Grat vorgestellt. Also folgten wir dem markierten Pfad, zunächst ein Stück westlich des Grates in der Flanke bergauf. Anschließend leitete der Weg über Blockwerk und Geröll aufwärts zu einer Ansammlung gigantischer Felsblöcke, einen schmalen Grat suchten wir vergebens. Wir waren noch immer sehr zügig unterwegs. Dann ging es durch eine kleine Rinne wieder bergauf zu einer Anhöhe, über die wir dann zur zweiten Schlüsselstelle des Tages gelangten – eine 12 Meter hohe Felswand.

Die zweite Schlüsselstelle steht bevor…
…und die Ausblicke sind fantastisch.

Die war ebenfalls leicht kletterbar im II.-Grat, sehr griffig und unkompliziert und eben sehr schnell wieder vorbei. Und dann setzen wir unseren Weg über den Grat fort, aber etwas unspektakulär, weil wir hier von einem sehr, sehr breiten Grat reden.

Und dann geht es ein langes Stück am Grat entlang…
….nächste Ziele entdecken.
Ich komme auch daher…

Trittsicherheit ist natürlich vorausgesetzt, aber der Einsatz von Seil und Co. wäre wirklich übertrieben. Wir kommen weiterhin sehr schnell voran und haben das Gipfelkreuz des Hochkalters schon vor Augen. Noch ein wenig auf und ab, und dann erreichten wir den steilen Gipfelaufbau, den wir mit ganz leichter Kletterei erreichten.

Noch ein paar Mal auf und ab….
..dann nähert sich der Gipfel.
Der Gipfel ist schon in greifbarer Nähe.
Tiefblicke vom Gipfel des Hochkalters
Gipfel Hochkalter nach der Überschreitung

Gipfel Hochkalter

Gipfel Hochkalter (2607m) am 12.09.2015
Freundschaft – einfach wichtig!

Schon am Gipfel – dann eben jetzt runter

Statt den angeschlagenen sechs Stunden auf den Hochkalter, benötigten wir 3,5Std. um den Gipfel zu erreichen. Wir würden also vermuten, dass eine Zeitangabe von 4-4,5 Std. etwas realistischer ist. Oben am Gipfel trafen wir dann auch noch Petra, die, so wie wir, auch noch nie am Hochkalter war. Die Bergsteiger-Welt ist eben doch klein. Wir unterhielten uns sehr nett und freuten uns, uns mal wieder getroffen zu haben. Nach einer Pause, entschieden wir uns den Abstieg über das Ofental zu machen. Der Einstieg zum Abstieg ist bestens am Gipfel markiert und wir stiegen die ersten Meter in leichter Kletterei (I-er Gelände) über ein paar Felsstufen hinab.

Der Blick ins Ofental.
Abstieg durch den oberen Teil des Ofentals.

Dann „rutschten“ wir durch eine wirklich unangenehme Schutt und Geröllhalde steil bergab und dann erreichten wir endlich das Schotterfeld des Ofentals, welches wir laufend in der „direkten“ genommen haben.

Und immer weiter zügig runter….
…ein Rückblick.

So haben wir innerhalb weniger Minuten wirklich viele Meter gemacht. Dann wurde unser Weg wieder grün und nach einigen Serpentinen erreichten wir dann auch schon wieder die Baumgrenze.

Dann wurde es wieder grün…
..und schlussendlich erreichten wir dann bald das Klausbachtal.

Über einen schönen Wald-Trampelpfad stiegen wir immer weiter hinab, damit wir das Klausbachtal erreichen würden. Irgendwann erreichten wir dann die flache Forstraße im Klausbachtal, über die wir dann noch rund drei Kilometer zu unserem Auto am Parkplatz Hintersee hinauswandern mussten. Mit insgesamt reiner Gehzeit von 06:14Std., einmal Hochkalter und wieder zurück, waren wir deutlich unter den allgemeinen Zeitangaben, die man so im Internet findet. Damit glauben wir aber nicht, dass wir so super schnell sind, sondern das speziell am Hochkalter einfach viel zu viel subjektive Wahrnehmung die Tourenbeschreibungen beeinflusst haben. Generell eine tolle Tour, alpinistisch keine wirkliche Herausforderung, aber mit 1800HM zumindest konditionell nicht ganz ohne. Empfehlenswert in jedem Fall.