Was macht man eigentlich nach dem Mont Blanc? Was für ein Ziel steckt man sich? Wir haben es mal ohne konkretes Ziel versucht und uns gedacht, da in Deutschland, da steht ja auch ein Berg. Ein Berg, der sogar fast die 3000 Meter-Marke erreicht. Wie heißt dieser Berg noch gleich? Genau, die
Zugspitze! Der Wu war nicht wirklich scharf drauf, hat sich aber schnell überreden lassen, als ich mit dem schlagkräftigen Argument: „Ich als Deutsche, sollte schon mal auf „unserem“ höchsten Berg gestanden haben!“ argumentiert habe. Das hat er dann eingesehen. Außerdem haben wir ja den höchsten Italiens, den höchsten Frankreichs und den höchsten Österreichs schon in der Tasche! Logische Schlussfolgerung ist da also, auch der höchste Deutschlands. 🙂
Die Zugspitze ist schon schön
Dann haben wir uns mal kurz im Internet informiert, was man alles für die Zugspitze braucht. Mhmmmm es steht da etwas von Klettersteig mit der Schwierigkeit A/B und langer Zustieg über die Wiener Neustädter Hütte. Klingt als würden wir genau diese Tour machen! Also haben wir uns vorsorglich eine Pension in Ehrwald (ja, richtig, wir sind von Österreich aus, gegangen) gesucht und sind am gestrigen Tag (29.08.) schon dort eingetroffen. Wir haben uns noch Garmisch angeschaut und extrem gut gegessen. Garmisch ist einen kleinen Besuch wert. Sind dann aber frühzeitig für die bevorstehende Tour wieder in die Pension gefahren und früh, früher, am frühsten schlafen gegangen. Die Zugspitze schon immer fest im Auge! 🙂 Immerhin 1700 Höhenmeter waren für die Strecke angesetzt, offiziell fünf Stunden Gehzeit.
Über den Stopselzieher-Klettersteig auf die Zugspitze
Von Wu habe ich nur folgendes zu hören bekommen: „Jetzt ist es schon soweit und ich geh in „Deutschland“ bergsteigen…meinst Du nicht, es reicht wenn wir erst so gegen 09:00 in der Früh los gehen und nicht schon um 06:00 Uhr?“ Ich wollte natürlich auf Nummer sicher gehen, treffen wir uns in der Mitte: 07:30 Start zur
Wiener-Neustädter Hütte und dann weiter über den
Stopselzieher-Klettersteig zum Gipfel der Zugspitze. Ok abgemacht. Mit dabei das ganz leichte Zeug – endlich keine Steigeisen, endlich keine schweren Bergschuhe. Nach einer ganz bequemen Nacht, haben wir also unser „viel zu frühes“ Frühstück genossen.
Auf der Wiener-Neustädter Hütte: ein Gespräch
Einen kleinen Ratsch mit der Gastwirtin und Chefin. Ja wie soll ich es sagen, sie wollte uns nun Folgendes erklären bzw. uns nicht gehen lassen. Ihr fragt Euch warum? Hier der ungefähre Wortlaut. Wu: „Na so klasse, endlich mal wieder mit dem leichten Zeug unterwegs zu sein. Nach dem Mont Blanc und Gran Paradiso ist es so richtig angenehm mal wieder mit unseren „Tourenbotschn“ unterwegs zu sein.“ Chefin: „Was Turnschuhe? Ne das geht aber nicht, da könnt Ihr nicht auf die Zugspitze gehen. Da rufe ich gleich die Bergwacht an!“ Wu: „Also, wir gehen mit den Tourenbotschn! Da brauchen sie sich keine Sorgen machen!“
Chefin: „Na also wenn das der Hüttenwirt der Wiener Neustädter sieht, der lässt Euch unter keinen Umständen weiter gehen! Auf keinen Fall! Mit Turnschuhen geht da gar nichts!“ Wu: „Also ich werde gehen, da kann auch der Hüttenwirt oder die Bergwacht nichts tun. Außerdem bin ich selber bei der Bergrettung, dass passt schon!“ Chefin: „Ne das geht wirklich nicht!“ Wu: „Hier ist mein Bergrettungsausweis, falls Du mir nicht glaubst!“ Chefin: „Na ja, dann hoffe ich, Du kannst das Risiko einschätzen!“ Ich (still gedacht): „Oh mein Gott, was für ne Tour gehen wir da schon wieder, dass es soooooo gefährlich ist?!“ Gesagt, getan standen wir schon am Parkplatz und haben unsere Tourenbotschn geschnürt!
|
Start Richtung Zugspitze – ein schöner Steig |
Fast schon schuldig fühlen wir uns
Zeitgleich mit vier weiteren Gipfel-Aspiranten, ging es gleich mal schnellen Schrittes los. Ein Paar fiel mir gleich ins Auge – nett gelächelt haben die, als sie uns überholt haben, weil ich mal kurz vom Gas runter musste, da ich mir bereits unten das Aggregat entfernt habe, um das lange T-Shirt auszuziehen. Und wie sie gelächelt haben, als sie an uns vorbei sind. Aber man sieht sich ja immer zwei Mal im Leben! 🙂 Über einen netten Steig ging es recht steil in Richtung Wiener Neustädter Hütte und auch ich habe irgendwann wieder mein Tempo gefunden und mich eingelaufen. Wu ist tapfer, immer noch fassungslos, dass er tatsächlich in Deutschland „bergsteigt“, hinter mir her. Irgendwo im oberen Schotterfeld, habe ich sie dann wieder entdeckt, das Paar. Die krieg ich schon, wir haben auf die Tube gedrückt. Für Wu ist es dann eher sein Wohlfühltempo, hingegen ich mir, für mein Überholmanöver, das steilste Stück überhaupt ausgesucht habe! 😉 Aggregatsausfall Nr. 2, aber wir haben sie überholt und konnten uns um einiges vor ihnen wieder ruhiger geben.
|
Der Ausblick kurz unterhalb der Wiener-Neustädter Hütte |
Aus- und Tiefblick auf den Eibsee unterhalb der Zugspitze
Der Ausblick ist wirklich nett und so haben wir das kurze seilversicherte letzte Stück kurz vor der Wiener-Neustädter Hütte gemütlicher absolviert. Ich darf erwähnen, dass die Hütte wirklich kein Glanzstück unter den Hütten ist. Die Lage ist eher mittelmäßig, nur der Ausblick sehr nett. Aber wir haben uns keine Pause gönnen können, denn wir mussten ja „unbemerkt“ schnell am Hüttenwirt vorbei. Nicht, dass er uns sonst vielleicht hätte aufhalten wollen! 😉 Glück gehabt, er hat uns nicht in unseren Tourenbotschn gesehen. Dann sind wir zügig zum Einstieg des Klettersteigs gestiegen. A/B-Gelände! „Schau Schatzi, schaut aus, wie bei uns daheim die Griesscharte!“ – Wir haben zwar das Klettersteigset angelegt, sind aber einfach so den Steig nach oben geklettert.
|
Stopselzieher-Klettersteig – die Hütte im Hintergrund |
Das ist wirklich ohne weiteres möglich, auch in Turnschuhen! Ein Helm ist wirklich sinnvoll, da die größte Gefahr auch hier von den anderen „Bergsteigern“ ausgeht. Generell ist der Aufstieg wirklich sehr nett und angenehm und ja auch die Zugspitze ist zu empfehlen.
|
Ausstieg Klettersteig und Grenzstein Deutschland/Österreich |
|
Ab jetzt ging´s nur noch langsam vorwärts… |
|
Ausblick auf den Eibsee… |
Wenn ein Gipfel verschandelt wird
Allerdings muss ich sagen, was dann folgte ist zweifelsohne die größte „Verschandelung“ eines Gipfels. Gerade aus dem Klettersteig ausgestiegen, kann man sie schon entdecken: Die Touristenmassen! Außerdem noch einen Grillstand, einen Souvenir-Laden, das Münchener Haus und die Gipfel-Station. Ach ja und irgendwo am Westgipfel sogar ein Gipfelkreuz. Ein kurzen Schnappschuss haben wir natürlich machen müssen und dann?
|
Gipfel Zugspitze (2962m) am 30.08.2013 |
Nach drei Stunden Aufstieg und 1750 Höhenmetern, haben wir den schnellsten Weg nach unten gewählt. Die Gondel. Um den Menschenmassen zu entfliehen! Grausam, wie ein Berg/Gipfel so unsympathisch werden kann, obwohl er eigentlich so schön ist.
|
…der Westgipfel der Zugspitze und das, was Tourismus auch machen kann… |
Ein Fazit von der Zugspitze
Wer den Weg für den Aufstieg so wählt wie wir, der kann ganz ohne weiteres in Turnschuhen dort rauf gehen. Ein Klettersteigset ist in Ordnung, da einige Stellen schon etwas ausgesetzt sind. Ein sehr netter Vormittagsausflug auf den höchsten Deutschlands. Das kommt auf die Liste von Dingen, die man mal macht, dann aber nicht noch einmal. Und das ganze haben wir doch tatsächlich geschafft, ohne das der Hüttenwirt gesehen hat, dass wir Turnschuhe anhatten. Aber ganz sicher, gibt es Grund genug, dass die Leute so panisch reagieren. Genug Sterbefälle und Unsicherheit bei den Leuten, haben wir heute auch wieder gesehen. Daher festes Schuhwerk ist natürlich zu empfehlen. Bitte immer so machen, wie man sich am sichersten fühlt!