Die Haupttouren der Skitourentage des AV Werfen sind eine Klasse für sich und überwältigen uns immer wieder, wenn man bedenkt, dass wir mit knapp 30 Leuten eine wirklich große Gruppe sind. Simon und Wu stehen genau dann auch immer vor der Frage, was ist noch machbar mit so vielen Leuten und was nicht. Das generelle Leistungsniveau ist trotz alledem eher hoch und daher stand für den vergangenen Freitag (21.03.) ein Trio in der Silvretta auf dem Plan. Stützpunkt und gleichzeitig Startpunkt war die Jamtalhütte, auf der wir mehr als perfekt genächtigt und ein reichhaltiges Frühstück genossen haben. Mit der kompletten Mannschaft versuchten wir einen Start um Punkt acht Uhr zu versuchen, aber es wurde ein paar Minütchen später. Erster Notizpunkt für den kommenden Tag: Mehr Disziplin. Aber noch immer früh genug, ging es also los und nach unserer Pieps-Kontrolle startet die Schlange unter Führung von Simon und Wu in Richtung Hintere Jamspitze (3156m).
Ameisenstraße entlang des Jamtalferners ©www.wusaonthemountain.at

Hintere Jamspitze (3156m)
Diese Skitour gehört sicherlich zu den Parade-Skitouren von der Jamtalhütte aus und auch wir wollten uns diesen feinen Berg nicht entgehen lassen und eröffneten damit unser heutiges Trio. Wieder ging es über den Jamtalferner, diesmal aber schon auf der linken Seite, leicht steigend hinauf bis zum Gletscher. Als wir diesen erreicht haben, gab es die erste „Wasser-Runde“ und Jacken wurden entweder an- oder ausgezogen. Zeit für Bilder blieb auch, bevor es dann wieder gemütlich weiter ging. Die Schlange zog sich weiter hinauf in Richtung Süden, in den Bereich des Urezzasjoches (2897m).


Auf dem Weg zum Urezzasjoch, Sabrina dritte v.r. ©www.wusaonthemountain.at
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Noch vor dem Joch hielten wir uns am Gletscher nach Westen, um auf das kleine Plateau zwischen Vorderer (3178m) und Hinterer Jamspitze (3156m) zu gelangen. Vor diesem Plateau steilt sich der Gletscher auf 30° bis 35° auf. Von hier aus, eröffnete sich schon der Blick auf das Gipfelkreuz der Hinteren Jamspitze und die nun folgenden Meter gingen sehr leichtfüßig.

Kurz unterm Plateau zwischen Hinterer und Vorderer Jamspitze ©Christoph Wappel

Etwas Seitenwind ließ mich hin und wieder ein paar Schlenker machen und jegliches gesprochene Wort wurde verschluckt. Daher war die Gruppe froh, als es am Plateau dann windstill ist und wir die letzten steilen Meter in Richtung Gipfel starteten. Die Ski blieben angeschnallt, als wir den nordexponierten Gipfelhang hinauf gingen. Wir sind allein am Gipfel, zumindest unter uns.  Das Wort „alleine“ macht in diesem Fall wenig Sinn. Aber wir durften gemeinsam als Gruppe alleine diesen Gipfel genießen und verblieben einen Moment dort oben.

Gipfel Hintere Jamspitze (3156m) am 21.03.2014 ©www.wusaonthemountain.at

Gipfel Hintere Jamspitze (3156m) am 21.03.2014 ©Franz Öbster

Zeit für Umarmungen, Glückwünsche, Bilder und Ausblicke zu den nächsten Zielen. Als nächstes Ziel sollte die Vordere Jamspitze folgen. Sie ist der Nachbargipfel und deutlich schwerer als die Hintere Jamspitze und daher auch bedeutend weniger bestiegen. Aber zunächst ging es erst einmal wieder bergab per Ski zurück runter aufs Plateau, um dann am Fuße der Vorderen Jamspitze eine kleine Pause einzulegen.

Blick auf die Hintere Jamspitze von unserem Pausenplatz ©www.wusaonthemountain.at

Die Gruppe teilte sich zu diesem Zeitpunkt ein wenig, um verschiedenen Zielen nachzugehen. Eine Gruppe legte eine Pause ein, die andere Gruppe machte ohne Pause weiter und ging hinauf zum Einstieg in die Südflanke der Vorderen Jamspitze. Hier dann noch mal eine Teilung der Teilgruppe. Ein paar wollten mit Ski rauf, um die Nordostwand gegenüberliegend herunter zu fahren und der Rest nach dem Aufstieg über die Südflanke, auch über diese wieder zurück zu den Ski.

Vordere Jamspitze (3178m)
Wu nahm seine Ski mit nach oben und stapfte einige Zeit vor mir die Südflanke hinauf. Während ich mir meine Steigeisen anlegte und den Führerpickel zurecht legte. Dann ging es auch für mich durch die steile Südflanke hinauf.

Aufstieg durch die Südflanke ©www.wusaonthemountain.at
Immer diese Po-Bilder… ©www.wusaonthemountain.at

Wir hatten gute Schneeverhältnisse und das Stapfen funktionierte sehr gut. Steigeisen und Pickel haben guten Grip und so arbeiten wir uns zügig hinauf. Oben wartete schon Wu, der lustige Bilder von uns machte. Simon erkundschaftete schon die Einfahrt in die Nordostwand, während wir uns langsam alle oben unterhalb des eigentlichen Gipfels eingefunden haben. Dieser steht recht ausgesetzt und imposant ein paar Meter weiter oben. Wu nahmte gemeinsam mit mir und Stefan W. die Kletterpassage im II.Grat in Angriff und wir arbeiten uns, in dem sehr ausgesetzten Gelände, in Richtung Gipfel vor.

Die letzten Meter zum Gipfel Vordere Jamspitze ©Stefan Winter
Wu, ich und Andi G. am Gipfel Vordere Jamspitze (3178m) am 21.03.2014

Am Gipfel selber, haben nicht viel mehr als zwei Leute Platz und daher warteten wir kurz, bis wir an der Reihe waren. Dann sind auch wir auf dem kleinen Block und ich freue mich, über meine seilfreie Begehung bis hierher. Mit Steigeisen am Fels steht man halt einfach immer besser, als ich dem zutraue. Aber auch beim Abstieg zurück zum Einstieg in die Südflanke, kam ich gut voran und Wu musste nicht allzu lange warten.

Der Gipfel war meiner… ©Stefan Winter
Abstieg vom Gipfel der Vorderen Jamspitze ©Christoph Wappel

Hier trennten sich unsere Wege. Während die ersten schon die Nordostwand hinunter gefahren sind, warteten Geri, Simon und Wu auf die Einfahrt. Ich setzte mich ein bisschen hin und schaute ihnen zu. Mir wurde ein bisschen mulmig, weil es wirklich steil gewesen ist und Wu dieses Jahr noch nicht so etwas steiles gefahren ist. Aber wie immer vertraute ich darauf, dass es gut gehen würde. Obwohl ich gemütlich saß, erhöhte sich mein Pulsschlag.

Wu in der Einfahrt in die Wand… ©Stefan Winter

Simon in der Einfahrt in die Nordostwand ©Christoph Wappel

Als auch Wu in der Wand verschwand, machte ich mich, mit Christoph W. an den Abstieg, der mich in diesen hinein lotste. Ab dann ging es gleichmäßig wieder hinunter zurück zu unseren Ski und der langersehnten Jause.

Abstieg durch die Südflanke ©Christoph Wappel

Endlich ein Snickers und was zu trinken. In der Sonne ließ es sich mehr als gut aushalten und wir genossen den Ausblick. Der Teil der Gruppe, der die Vordere Jamspitze ausgelassen hat, war bereits zu dem Teil, die die Wand abgefahren waren, abgefahren und alles wartete auf uns. Auch wir strapazierten den Rest nicht wahnsinnig über und fuhren zurück zum oberen Ende des Jamtalferners, wo wir alle gemeinsam wieder auffellten, um unser drittes Zeil für den heutigen Tag anzusteuern, die Dreiländerspitze (3179m). Der Tag war schon recht weit fortgeschritten, aber pünktlich zum Abendessen, sollten wir wieder auf der Hütte sein. Das geht sich aus, da waren wir uns sicher und starteten in Richtung Ochsenscharte hinauf, um gemeinsam Seil, Steigeisen und Pickel nutzen zu können. Aufregung machte sich ein bisschen innerhalb der Gruppe breit. Für mich war es für diesen Tag der zweite anspruchsvollere Berg und ich freute mich sehr darauf. Wu war vor drei Wochen leider „nur“ auf den Nordgipfel gekommen und konnte auf Grund der Schneeverhältnisse alleine nicht weiter auf den mit Kreuz ausgestatteten Süd-Gipfel.

Dreiländerspitze (3179m) 
Wir stiegen über die Scharte problemlos hinauf auf den Vermuntgletscher.

Auf dem Weg in die Scharte, im Hintergrund die Dreiländerspitze ©www.wusaonthemountain.at

Diesen gingen wir komplett bis zum Skidepot oberhalb des nordexponierten Gipfelhangs, den wir komplett auf Ski hoch gehen konnten. Beim Skidepot dann das große Auspacken – Klettergurte und Steigeisen wurden angelegt, Stecken gegen Eispickel ausgetauscht.

Skidepot Dreiländerspitze ©Franz Öbster

Simon ging inzwischen vor, um zwischen Nord- und Südgipfel ein Seilgeländer aufzubauen, an dem wir alle dann gesichert den Gipfel erreichen sollten. Wu hingegen schaute beim Skidepot, dass alle ordnungsgemäß Material angelegt haben und teilte jedem Bergretter oder auch besseren Bergsteiger jeweils „schwächere“ zu, die es galt, ein bisschen zu lotsen. Denn, die Dreiländerspitze ist vor allem im oberen Bereich anspruchsvoll. Ich ging gemeinsam mit Cyri zügig über zum Teil felsige Passagen auf den Nordgipfel. Ab dann ging es im II.-Schwierigkeitsgrad hinauf auf den Südgipfel. Für uns selbst gesichert am Seilgeländer entlang.

Nordgipfel Dreiländerspitze, Wu g. links, ich g. rechts ©Christoph Wappel
Kletterei zum Südgipfel – Cyri und ich, die zweiten im Bild ©Christoph Wappel

Was für ein Gipfel, was für ein Tag! Mit der ganzen Truppe haben wir auch diesen Gipfel gemeistert und das Trio komplettiert. Ich schaute am Gipfel in Richtung Piz Buin, der auch noch auf meiner Liste steht. Cyri, Nicki und ich hielten kurz inne.

Cyri, Nicki und ich am Gipfel Dreiländerspitze (3179m) ©www.wusaonthemountain.at

Wahnsinnig schöner Gipfel. Doch dann machten wir ein bisschen Platz, für die noch kommenden aus unserer Gruppe, denn der Gipfel fasst leider keine 25 Leute. Simon und Wu blieben noch oben, bis auch wirklich jeder wieder beim Abstieg gewesen ist. Sie genossen den Gipfel kurz für sich alleine und sind stolz, bevor sie das Seilgeländer wieder abbauten, dass sicherlich für den grundlegenden Gipfelerfolg der gesamten Gruppe verantwortlich war.

Das Dream-Team Simon und Wu, Gipfel Dreiländerspitze (3179m)

Ich war bereits zurück beim Skidepot und packte meine Sachen für die finale Abfahrt um. Meine Beine waren etwas müde, aber sehr glücklich. Was für ein erfüllter Tag mit drei wunderbaren Gipfeln. Wir fuhren gemeinsam wieder hinunter zum Jamtalferner, pausierten und sammelten uns immer wieder, bis wir dann schlussendlich den Gegenanstieg zur Hütte antraten. Einige fleißiger weise ohne wieder aufzufellen. Das sparten wir uns und fellen noch mal auf. Pünktlich mit dem Abendessen, saßen wir alle gemeinsam in der Stube und ließen den perfekten Tag ausklingen. Großes Lob an Simon und Wu, für die Tourenplanung und -führung, von der gesamten Truppe. Auch ich ließ den Abend mit Rotwein ausklingen, erspare mir aber hier jetzt jegliche weitere Ausführungen wie das geendet hat. Das ist aber leicht vorstellbar, wenn man bedenkt das ich sonst nie etwas trinke. Wu hat das gleich bemerkt und wollte mich noch retten….aber na ja „no comment“! 🙂