Mountain Equipment Glacier 1000/1250 auf 5300m ©www.wusaonthemountain.at

Schlafsäcke im Test? Ja und dafür mussten wir nicht draußen im Garten im Zelt schlafen. Nein, wir durften unsere Mountain Equipment Schlafsäcke aus der Glacier Serie unter härtesten Bedingungen testen.

Nämlich auf unserer Expedition zum Pik Lenin im Pamir-Gebirge Kirgistans und haben dem Glacier 1000 und 1250 nichts geschenkt. Grundsätzlich sagen wir mal Danke an Mountain Equipment für die Unterstützung und möchten Euch allen jetzt ein ganz ehrliches Feedback geben.


Was bietet die Glacier Serie denn eigentlich?

Als allererstes eine wirklich aufwendige Kammer-Konstruktion, die die Daune an ihrer Position halten soll. Ein Schnitt, der beste Wärme-Effizienz und Komfort bietet. Ein doppelter Wärmekragen mit Daune und Kunstfaser, eine Kapuze, die sich anatomisch perfekt an den Kopf schmiegt, ein Reißverschluss mit Einklemmschutz und doppelter Abdeckung gegen Kälteverlust und einen wasserdichten Packsack. Der Einsatzbereich liegt vor allem im alpinen Allround Einsatz, mit Biwak-Nächten auch unter freiem Himmel. Daher bieten sie auch langfristig wasserabweisendes Außenmaterial das Drilite Loft II.
Wir haben bei den Schlafsäcken also insgesamt geschaut, ob sie halten was sie versprechen, und ob deren Einsatzbereich auch wirklich auf bis zu 7000m ausgeweitet werden kann. Denn der Pik Lenin ist vor allem für kalte und windige Nächte bekannt.
Mountain Equipment Glacier 1000 (Männerversion)

Ich habe mich für den Glacier 1000 entschieden, weil er meiner Meinung nach, ein sehr gutes Verhältnis von Wärmeleistung und Gewicht hat. Natürlich geht es leichter, aber meistens auf Kosten der Wärmeleistung und mir ist es sehr wichtig, dass ich gut schlafe und das ich nicht immer mit der vollen Montur im Schlafsack liegen muss, weil mir permanent kalt ist.

Wie erwartet hat mich der Schlafsack nicht enttäuscht und man ist perfekt eingepackt. Wenn der Schlafsack ganz zu ist, fühlt man sich wirklich wie in einem Cocoon, perfekt. Ein klein wenig gestört hat mich, das der Reisverschluss nicht immer flüssig zu öffnen war. Der Schlafsack ist sehr enganliegend, was nicht stört, da er sehr elastisch und stretchig ist. Ein weiterer Vorteil für mich war, das der Schlafsack nach der Nacht  immer super schnell getrocknet ist, auch wenn mal keine Sonne da war.

Trocknung auf 5300m auch ohne Sonne möglich ©www.wusaonthemountain.at

Großes Lob gibt es auch für den Packsack. Das System von ME funktioniert wirklich perfekt und man kann den Schlafsack sehr gut komprimieren und er benötigt wenig Platz im Rucksack. Weiteres hat der Schlafsack innen am Reisverschluss einen Stoffstreifen eingenäht, so das sich der Innenstoff nicht in den Reisverschluss „frisst“! Hier merkt man, das wirkliche Bergsteiger an der Produktentwicklung beteiligt waren.

Schutzleiste am Reißverschluss und Doppelabdeckung ©www.wusaonthemountain.at

Sollte es auf höhere Berge gehen oder man möchte höher schlafen, dann würde ich aber persönlich auch zu einem ME Schlafsack mit höherer Daunenfüllung greifen.

Mein Fazit:
Der Glacier 1000 ist ein solider und guter Schlafsack. Er ist sehr körpernah geschnitten und es fehlt ihm an nichts. Wärmekragen und Kordelzüge sind TOP. Wärmeleistung und Gewicht sind sehr gut und für mich die ideale Ausrüstung für Schlafhöhen von bis zu 6000m Höhe. Sollte es jedoch höher gehen oder man ist mehr kälteempfindlich, würde ich zum Glacier 1250 greifen. Oder sogar nach ME Schlafsäcken mit mehr Daunenfüllung. Die Kosten belaufen sich auf 509€ für den 1000ner.
Die harten Fakten:

  • Gesamtgewicht: 1635g/58oz
  • Füllgewicht: 1000g/35oz
  • Packmaß: 21cm x 36cm  
  • Extreme: -36°C/-33°F
  • Comfort Limit: -16°C/3°F
  • Comfort: -8°C/18°F
  • Temperatur ME: -20°C/4°F

Mountain Equipment Glacier 1250 (Frauenversion)

Klar, dass ich wieder den „größten“ aus der Glacier Serie bekommen habe. Frauen frieren ja bekanntlich mehr und haben eigentlich auch weniger Kraft. Aber das Gewicht von 1,9kg ist für diese Füllung noch sehr akzeptabel und tragbar. Natürlich nimmt der Schlafsack in seinem Packsack relativ viel Platz weg, obwohl er im Verhältnis wirklich klein verpackbar ist. Der Glacier 1250 ist für Expeditionen gemacht. Mit ihm soll man auf Höhen bis zu 6500m ohne Probleme kommen können und daher war es dann kein Wunder, dass ich in unserer ersten Nacht auf 3600m im Basecamp nahezu geschwitzt habe in der Nacht. Mit einer guten Unterlage wie Würfelmatte und Luft-Matte, kann man sich wirklich gut einkuscheln. Ich hätte den Schlafsack auf der Höhe noch leicht offen lassen können und ihn eher wie eine Decke nutzen können. Ich habe mich aber bilderbuchmäßig eingepackt und dann wirklich geschwitzt. Also für Nächte auf 3600m ist der 1250er definitiv zu warm, auf Camp 1 (4300m) sah die Welt dann für mich schon ganz anders aus. Ich hatte dazu gelernt und trug jetzt immer lange Unterwäsche im Schlafsack, damit man nicht anklebt. Aber hier auf Camp1 musste auch der 1250er schon richtig arbeiten. Die vertikalen Daunen-Kammern am Oberkörper, hielten wirklich sehr warm. Die horizontalen Kammern im Bereich des Unterkörpers hätten besser arbeiten können. Grundsätzlich wurde es warm, wenn man selbst nicht zu spät schlafen gegangen ist. Wenn man früh genug rein geschlüpft ist, dann hielt er warm. War es bereits draußen schon eisige Nacht und man ging dann erst in den Schlafsack, dann braucht der sehr lange um warm zu werden. Dabei ist zu bemerken, dass der Oberkörper und der Kopf immer richtig warm wurden. Dank der vertikalen Daunenkammern und der Kapuze mit dem Wärmekragen, die man wirklich richtig gut anpassen kann, wurde es dort richtig muckelig warm.

Wärmekragen sorgt wir Wärme im Nacken-Bereich ©www.wusaonthemountain.at

Der Wärmekragen schließt sehr gut ab! ©www.wusaonthemountain.at

Das Problem stellte sich für mich immer im unteren Bereich des Schlafsacks. Trotz extra ausgearbeiteten Fußteil und Merino-Wolle Socken waren meine Füße sehr oft bitterkalt. Das könnte ein Frauenproblem sein, aber im Bein-/und Fußbereich wurde es selten so richtig warm. Was mir in diesem Momenten half, war meine mit heißen Wasser gefüllte Trinkflasche, die ich mir einfach mit in den Schlafsack an die Füße gelegt habe. Interessanterweise war es dann am Morgen immer warm im Schlafsack. Daher glaube ich, dass er einfach nur länger braucht die Wärme auch in diesem Bereich zu speichern. Die wirkliche Härteprobe für Wärmeleistung und Reißverschluss kam dann aber auf Camp 2 (5300m), auf dem wir vier Nächte bei allen möglichen Verhältnissen übernachten haben. Hier muss ich ehrlich sagen, der Schlafsack wird zur elementaren Wärme-Quelle – und ja, der Schlafsack hielt mich warm. Auch in der stürmischen Nächten mit minus-Temperaturen, die wir nur erahnen konnten. Wenn es draußen in Deiner Umgebung so kalt wird, dann ist der 1250er wirklich warm im Verhältnis. Gegen die kalten Füße gab es dann eben nur noch warme Gedanken oder die Innenschuhe meiner Expeditionsschuhe. Die Doppelabdeckung des Reißverschlusses funktioniert. Es war so kalt, dass man es schon mit den Fingern spüren konnte, wie die Kälte durch den Reißverschluss kroch, wenn man die Abdeckung zur Seite getan hat. Dank der Abdeckung bleibt die Kälte wirklich draußen und schließt ab. Der Reißverschluss an sich läuft flüssig und leicht, nur wenn man ganz schnell raus muss aus dem Schlafsack, meistens in der Nacht, dann hat er mich manchmal zur Verzweiflung gebracht. Der Einklemmschutz funktioniert, braucht aber auch Gefühl. Denn wer schnellstens auf Toilette muss und gleichzeitig auch noch zittert weil´s draußen so kalt ist, der braucht eine ruhige Hand. Fest steht aber, dass ich im großen und ganzen sehr Dankbar um meinen 1250er war und sehr zufrieden mit minimalen Abstrichen. Für eine kommende Expedition, die wieder auf 7000m oder höher geht, würde ich aber auf die EXTREME Serie von ME zurückgreifen, da ich finde, dass der 1250er seine Grenze bei 6500m erreicht hat, zumindest wenn ich ohne Daunenbekleidung schlafen will. Für den 1250er muss man mit 549€ rechnen.
Die harten Fakten:

  • Gesamtgewicht: 1985g/70oz
  • Füllgewicht: 1250/44oz
  • Packmaß: 21cm x 40cm 
  • Extreme: -42°C/-44°F
  • Comfort Limit: -20°C/-4°F
  • Comfort: -12°C/10°F
  • Temperatur ME: -25°C/-13°F

Kuschelig wird´s im Camp 2 (5200m) und warm! ©www.wusaonthemountain.at