Ausrüstungscheck ©www.wusaonthemountain.at |
Ein wieder anstrengendes Wochenende liegt hinter uns. Diesmal waren wir zu Gast in Grainau, das kleine aber wunderschöne Dorf am Fuße der Zugspitze. Anlass unseres Besuchs war der Salomon Zugspitztrail 2014, für den wir uns schon recht früh im Jahr angemeldet haben.
Während für mich erst einmal nur der Basetrail (36,1KM und 1900HM+-) in Frage kam, konnte Wu sich nicht richtig entscheiden und meldete sich erst einmal für den Ultra an, ein Downgrade kam dann schon vor der Transvulcania auf den Supertrail XL und schließlich vor zwei Wochen dann auf den Supertrail (60,7KM und 2.973HM+-).
Nicht weil er nicht in der Lage wäre, sondern viel mehr, dass auch er erholt und gestärkt zum Pik Lenin (7134m) in 3,5 Wochen fährt. Denn anders als erwartet, hängt uns die Transvulcania doch noch etwas nach, vor allem aber auch kopfmäßig. Und warum absichtlich demotivieren, wenn wir in vier Wochen unser größtes Projekt in Angriff nehmen?
Schaut doch mal glücklich….©www.wusaonthemountain.at |
..ne im Ernst, jetzt mal ehrlich! ©www.wusaonthemountain.at |
Genial ist es auch, dass auch wir so ganz langsam in der ganzen Trailrunning-Szene Fuß fassen. Auch wir erkennen schon ein paar bekannte Blog-Gesichter und Freunde – das lässt das Renn-Herz höher schlagen. Hier trifft man sich eben, auf dem Expo-Gelände und im Musik-Pavillion in Grainau. Wir gingen früh ins Bettchen, damit wir am nächsten Morgen zumindest ausgeschlafen sind.
Start Basetrail ©www.wusaonthemountain.at |
Das war der Zeitpunkt an dem wir die meisten Zuschauer hatten, sie trugen uns förmlich durch das Städtchen. Vorbei an einer Wohnsiedlung, ging es dann zur ersten Steigung. Einem schmalen Weg, der in vier Serpentinen einen kleinen Wasserfall hinauf führte. Und wir standen im ersten Stau. Die Betonung liegt auf Stau – Stillstand. Nur im langsamen Schritttempo ging es voran, im Reißverschluss-System. Da kam kurz Ernüchterung auf, die dann aber schnell wieder verflog. Es ging weiter über einen etwas breiteren Wanderweg zum Ferchensee. Bis dahin habe ich die Einheit mit Steve am Untersberg verflucht…. meine Beine fühlten sich schwer an. Nichts ging leichtfüßig. Außerdem hatte ich bereits bei Kilometer 5, das Gefühl schon das Schlusslicht zu sein. Also freute ich mich sehr über meine erste Verpflegungsstation! Dann habe ich auch kurz den Ferchensee genießen können. Die habe ich vor allem genutzt, um irgendwie meine Motivation aus dem Hinterstübchen zu locken und wieder mit Biss an die Sache ran zugehen. Das hat dann nach einem kurzen Moment auch geklappt. Ich lief weiter. Locker, fluffig und für meine Verhältnisse sogar recht schnell.
Streckenabschnitt 6-15KM
Es geht über breite Forststraßen wellig dahin, kleine bergab-Strecken folgen auf kleine Aufstiege. Nichts dramatisches und einfach zu laufen. Ich bin im flow und laufe sogar die kleinen Anstiege langsam durch. Ich kam ganz gut vorwärts, wurde aber immer noch vom Gefühl, ich sei das Schlusslicht verfolgt. Also freute ich mich dann umso mehr über den ersten „richtigen“ Downhill. Matsch und Wurzeln prägten den schmalen Weg und mir zog es ein Grinsen ins Gesicht. Das was ich bergauf vielleicht nicht kann, kann ich beim Downhill. Wären da nur nicht die anderen Teilnehmer gewesen. Es staut sich, kaum einer „trauts“ sich Gas zu geben. Da kam Ernüchterung bei mir auf, dann entschloss ich mich einfach zu überholen. Ich ließ es laufen und schoss den Trail hinunter. Ich fühlte mich wohl, dass war mein Terrain. So konnte ich mich sehr gut nach vorne arbeiten und unten angekommen, mussten wir die Schalter sofort wieder auf Anstieg umschalten. Das fühlte sich schon ziemlich grausam an. Ging dann aber auch schnell wieder vorbei. Durch einen Wald ging es in Serpentinen hinauf zur nächsten Verpflegungsstation. Ich habe verdammt viel Schoko-Kuchen verschlungen.
Streckenabschnitt 16-24KM
Nach der zweiten Verpflegungsstation ging es auch für mich weiter mit den Forststraßen, die uns leicht steigend immer höher hinauf bringen. Aber wo sind die Singletrails? Die vermisse ich ein bisschen und fange das Träumen an. Ich war erstaunt, wie gut die Beine noch funktionierten. Wenn es so weiter ginge, dann bräuchte ich mir keine Gedanken über die nächsten Kilometer machen. Irgendwann kamen wir dann zum richtigen Anstieg, der uns auf die Bergstation der Alpspitze bringen sollte. Bis dahin erfreuten wir uns über unzählig vielen Serpentinen. Und da war es wieder, das glückliche Gefühl des Trailrunnings. Bevor es über die Skipisten hinauf auf die Alpspitz-Bergbahn ging, empfing uns noch die Verpflegungsstation, die wir zwei Mal passierten. Das war komisch, denn dadurch wusste man, dass man tatsächlich einmal rum musste. Es zog sich, aber die Strecke eröffnete sehr schöne Ausblicke und die Tatsache, dass es ab der Bergstation nur noch bergab ging, löste ein gutes Gefühl aus. Dann kam ein Traum-Trail bergab, ich flog über Steine, Wurzeln und Stufen. Ahhhh endlich konnte ich Plätze gut machen….ich arbeitete mich vor.
Auch ein kleiner Gegenanstieg konnte mich nicht mehr stoppen. Ich kam zum zweiten Mal an der Verpflegungsstation an. Geschafft. Kuchen und Cola genehmigte ich mir, bevor es auf die letzten 11KM des Rennens ging.
Streckenabschnitt 25-36,2KM
Es ging bergab und wie es das ging. Ich konnte es laufen lassen. Nichts konnte mir etwas anhaben. Mit meiner Schuhwahl lag ich sowas von richtig. Der Salomon S-LAB XT6 SG hatte genialen Grip und ich habe mich sehr sicher gefühlt. Ich hatte Schmetterlinge in meinen Bauch, als ich Serpentine für Serpentine durch den Wald hinunter sauste. Unten empfingen mich dann die letzten drei Kilometer des Tages. Flach und auf Asphalt. Hilft nichts und auch das bringst Du noch hinter Dich. Mein anfängliches Gefühl des Schlusslichts ist verflogen – spätestens nach dem Downhill. Innerlich fragte ich mich schon, ob dies mein vielleicht sogar persönlich schnellstes Rennen gewesen ist. Zumindest das, mit der weitesten Distanz. Ich hörte schon die Musik im Ziel. Sie rückte Stück für Stück näher und dann machte ich den letzten Schritt über die Ziellinie. Ein Glücksgefühl überkommt mich. Auf meiner Uhr steht doch tatsächlich 06:16Std. – von wegen Schlusslicht, dass merke ich daran, dass die kommenden drei Stunden noch unheimlich viele Läufer des Basetrails ins Ziel kamne. Genial. Ich nahm meine Medaille entgegen, setze mich im Zielbereich unter einem Baum und genoss meine Leistung. Aus dem anfänglichen Motivationsloch, wurde meine bisher beste Leistung.
Nachdem ich mich ein bisschen ausgeruht hatte, ließ ich es mir gut gehen und rätselte schon, wann etwa der Wu ins Ziel kommen würde. Ich schätzte ihn fit ein – noch berauscht von der Transvulcania. Aber auch Wu kämpfte anfänglich mit einem Problem. Eigentlich sind wir gedanklich schon in Kirgistan. Nichts destotrotz traf auch er keine drei Stunden später ein. Fast hätte ich den Zieleinlauf verpasst. 09:01Std. – damit war mir schnell klar, dass kann keine schlechte Platzierung werden. Das es am Ende sogar für Platz 25. in seiner Altersklasse und Platz 40 allover Men reicht, hätte sogar ich nicht gedacht.
Ausgewählter Schuh: Salomon S-LAB XT 6 Softground
Supertrail (60,7KM und 2973HM+ 3335HM- / 09:01Std. 25. Platz in der Altersklasse, 40. Platz Men von 277)
Nachdem ich mich bei Sabrina verabschiedet hatte und im Bus auf den Weg nach Weidach war, gingen mir einige Gedanken durch den Kopf, ist es eine gute Idee noch so kurz vor der großen Reise so einen Wettkampf durchzuführen?
Gut gelaunt trotz früher Morgenstunde ©www.wusaonthemountain.at |
Eigentlich hatte ich mich ja für die 101km angemeldet, aber ich war zu diesem Zeitpunkt richtig froh, dass ich mich auf die kürzere Distanz umgemeldet habe. Ich merkte jetzt erst richtig, wie leer der Akku war. Nicht die Kraft und die Ausdauer fehlten, sondern der Biss und so hörte ich den anderen Läufern zu. Es wurde sehr viel geredet, andere wie ich, saßen nur im Bus und starrten so vor sich hin.
Am Start in Weidach angekommen habe ich dann gleich einen alten bekannten von La Palma getroffen. Ja, so klein ist die Welt. Nach einem kurzen Gespräch, ging es auch schon in den Startbereich. Nach der Materialkontrolle habe ich mich im vorderen Drittel aufgestellt und fertig gemacht für den Lauf. Den halben Liter mehr an Flüssigkeit, habe ich gleich getrunken, mit dem restlichen Liter wusste ich, käme ich gut von Labestation zu Labestation. Die Transvulcania bin ich so auch gelaufen und das hatte sich sehr gut bewährt.
Start Supertrail ©www.wusaonthemountain.at |
Kurz vor dem Start, ist dann auch noch Tobi aufgetaucht, ein Freund von Steve den ich am Vorabend bei der Nudelparty kennengelernt habe. Er läuft heute seine erste Ultradistanz. Wir haben dann die üblichen Kurz-vor-dem-Start Gespräche geführt und dann haben wir uns alles Gute gewünscht und los ging es, in einen langen Tag 🙂
Kurz vorm Start ©www.wusaonthemountain.at |
Streckenabschnitt 0-15KM (Zur Labestation Hubertushof)
Wie immer bei einen Rennen, lasse ich es eher gemütlich angehen, so gut es geht ;). Aber da es die ersten 20 min über Asphalt ging bis zum ersten Anstieg, war das Tempo recht hoch, aber noch im grünen Bereich. Bei den ersten Kilometern muss ich immer erst einmal in das Rennen finden, so auch hier. Der Vorteil war aber, dass durch die breite Straße und den breiten Wegen ein schönes Laufen von Beginn an möglich war.
Dann wurde es zum ersten Mal sehr steil, es ging auf das Scharnitzjoch. Das waren lange und steile Höhenmeter, die im unteren Teil, über einen wirklich abscheulich steilen Weg führten. Das Tempo war trotzdem sehr hoch in meinen Umfeld und so hab ich einfach versucht so gut es ging mitzuhalten. Was mir sehr gut gelang, und so habe ich dann bereits im oberen Teil des Aufstieges damit begonnen, die ersten Läufer zu überholen.
©www.wusaonthemountain.at |
Luft raus ©www.wusaonthemountain.at |
Dann ging es ein kleines Stück auf dieser Forststrasse bergab. Dort fing ich (gezwungenermaßen) wieder an, etwas schneller zu laufen und es klappte. Warum kann ich nicht sagen. Ich kannte dieses Erlebnis von den anderen Rennen. Ich kann bis heute noch immer nicht sagen, warum es plötzlich wieder lief und schlagartig änderte sich auch die Einstellung im Kopf und die Motivation war da. Ich bin wieder im Rennen, und es ging wieder voll ab (naja so gut das halt noch möglich war), gefühlt mit Lichtgeschwindigkeit ;).
Ausichten ©www.wusaonthemountain.at |
Dann stand ich am höchsten Punkt des heutigen Tages, an der Bergstation der Alpspitzbahn. Ich fühlte mich großartig. Ich blieb sogar kurze Zeit stehen, obwohl ich leider keinen Akku mehr, für ein Bild hatte. Aber ich wollte einfach nur für einen kurzen Moment genießen. Der Blick von hier auf Grainau war wunderbar, endlich bin ich (fast) am Ziel 🙂 und so lief ich langsam los in den Downhill. Die letzten Kilometer gingen nur mehr bergab (dachte ich) und dabei wurde die Beine immer schneller und schneller. Nach kurzer Zeit konnte ich schon super laufen, die Sinne waren geschärft, der Trail technisch schwierig, aber gut zu laufen, die großen Stufen übersprang ich einfach und habe ich es einfach nur genossen hier zu laufen. 🙂
Zieleinlauf Wu ©www.wusaonthemountain.at |
Es war wieder schön, wieder Gänsehaut, wieder den Tränen nahe! DANKE! DANKE! DANKE! Das ich das Erleben kann und darf! Was für ein Lauf! Und das ganze noch mit Sabrina 🙂
Ausgewählter Schuh: Salomon S-LAB XT 6 Softground
Auf diesen Weg möchte ich auch noch Steve gratulieren zu seinem ersten 100er, den er mit einer genialen Zeit finischen konnte! Und Jörn der gleich wie Markus H. auch den 100er gelaufen ist (zum ersten Mal) und beide zusammen ins Ziel gekommen sind! Tobi, der seinen ersten Ultra gelaufen ist. Tom W. für ein starkes Rennen in einer unglaublichen Zeit. Für den einen oder anderen ist das Rennen leider nicht so gut gelaufen, so auch für Markus K. der bereits drei Mal bewiesen hat, dass er die 100KM um die Zugspitze unter 14h30min laufen kann. Auch wenn es heuer nicht nach Wunsch verlaufen ist: DU bist genial schnell! Danke auch an den „Rupman“: Du bist der beste Downhill Trainer! Und danke an Julia fürs anfeuern und Stimmung machen!
Aber jetzt ist erstmal „Laufpause“ angesagt, damit es gestärkt nach Kirgistan zum Pik Lenin gehen kann und zwar schon in 3,5 Wochen!
Also irgendwie wiederhole ich mich glaube ich jedes mal, wenn ich hier kommentiere, aber IHR SEID SOOO KRASS 🙂 Ich hab wirklich tiefsten Respekt für Euren Leistungen… Aber jetzt freu ich mich erstmal extrem auf Eure Lenin-Berichte, die werden bestimmt wieder genialst. Alles Gute für die Reise schon mal!
Liebe Grüße,
Erika
ulligunde.com
Hi, Gratulation zu Eurer Leistung. Aufgrund Deiner Empfehlung Wu, habe ich mir auch den S-Lab XT6 Softground zugelegt und bin super zufrieden damit. Werde längere Touren in Zukunft nur noch mit diesem Modell in Angriff nehmen. Wie ich gesehen habe, seid Ihr ja alle Beide beim ZUT mit diesem Schuh gelaufen. lg Robert
Hallo Robert, vielen Dank! Ja war ein sehr gutes Rennen obwohl wir eigentlich ein nicht sehr gutes Gefühl hatten vor dem Start. Ja wir sind beide mit den S-Lab XT6 Softground gelaufen und es war die richtige Entscheidung. Man muss halt bei der Umstellung vom XT5 auf den XT6 beachten das der neue viel enger geschnitten ist.
lg Wu
Glückwunsch ihr zwei!
Geniale Sache!
Jetzt erst mal viel Glück bei eurer Expedition. Ihr seid bestens in Form!
Viele Grüße
Steve
Hallo Steve, Danke!