Eine kleine Insel mitten in der Nordsee rund 70 Kilometer vor der Küste liegend, dass ist Helgoland. Etwa 1.500 Menschen leben auf dem nur einen Quadratkilometer großen „Roten Felsen“, der zum Bundesland Schleswig-Holstein gehört. Für zwei Tage auch wir. Wir möchten auf die Insel, weil wir die Seehunde und Kegelrobben ganz nah erleben möchten, die Basstölpel- und Trottellummen-Kolonie bestaunen und den überaus hohen Pinneberg besteigen wollten. Der Pinneberg ist die mit 61,3 m die höchste Erhebung der Nordseeinsel und es handelt sich um eine Erhebung eines Kraterrandes auf dem Oberland, der 1947 durch die Sprengung von Bunkeranlagen entstand.

Von Cuxhaven mit dem Katamaran nach Helgoland

Cuxhaven erreichen wir Vormittags, damit wir noch ausreichend Zeit vor Ort haben. Der Katamaran ging um 12:50 Uhr und ist die letzte Möglichkeit dieses Tages auf die Insel zukommen. Täglich gibt es drei Verbindungen – zwei mit dem Katamaran und eine mit der Fähre. Aber Achtung: Bei stürmischen Verhältnissen, werden die Übersetzungen mit dem Katamaran gestrichen. Kommt häufiger vor als man glauben würde – wir machen auch noch die Erfahrung.

Wir fahren auf die offene Nordsee und es fängt unweigerlich ziemlich stark zum Schwanken an. Christian und Luke wird schlecht, das Bord-Personal verteilt Kotztüten und auch mir ist nicht mehr ganz so wohl. Es regnet stark zwischendurch und die 75 Minuten werden zur Zerreißprobe. Meine Schwester Marie und ihr Freund Jean – überstehen die Überfahrt auch ganz gut, dennoch sind wir alle froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Erste Schritte auf Helgoland im Regen

Helgoland ist Auto und vor allem auch Fahrrad-frei. Wir sind also alle zu Fuß unterwegs und gehen entlang des Hafens erst einmal zu einem der Wahrzeichens Helgoland: die bunten Hummerbuden. Damals brachten die Fischer dort ihre Ausrüstung unter, heute ist es eine maritime Flaniermeile, die kleine Ausstellungen, Kunst und Bistros bietet. Wir setzen uns auch erst einmal dort nieder und genießen ein paar lokale Spezialitäten, bevor der Regen stärker wird und wir unsere Unterkunft im Oberland beziehen.

Es schüttet wie aus Kübeln, auch während wir beim Abendessen sitzen und unseren Plan für den anstehenden Tag besprechen. Die Katamarane von und nach Helgoland werden für den folgenden Tag bereits gestrichen. Es verspricht ein stürmischer Tag auf Helgoland zu werden.

Der frühe Vogel fängt die Kegelrobbe – die Helgoland Düne

Wir starten am nächsten Morgen sehr, sehr früh. Frühstück gibt es aus einer kleinen Helgoland Bäckereien und auf dem Weg zur Landungsbrücke. Das Dünen-Fähre startet die erste Fahrt um 07:30 Uhr und es dauert nur kurze sechs Minuten, bis wir auf der Düne wieder aussteigen können. Wir sind bis auf zwei weitere Personen, die die erste Fähre genommen haben – damit also quasi sehr ungestört hier auf der Helgoland Düne.

Wir gehen zielstrebig in Richtung Panorama-Weg, um an den Strand zukommen. Per Zufall entdecken wir hier eine sehr große Kolonie von Kegelrobben, die alle am Strand liegen und sich durch uns absolut nicht gestört fühlen. Wir halten 30 Meter Abstand zu ihnen und verweilen sehr, sehr lange trotz Wind und Sand, der uns um die Ohren fliegt. Niemand ist hier und vielleicht ist genau das in diesem Moment unser Glück. Wir haben Deutschlands größtes Raubtier ganz für uns.

 

Wir brechen dann langsam auf und wollen die Düne am Strand entlang umrunden. Dabei passieren wir den FKK-Bereich, der heute nur von einer Person und ziemlich vielen Kegelrobben im Wasser genutzt wird. Als wir den Kieselstrand erreichen, entdecken wir auch die ersten Seehunde. Auch hier setzen wir uns einige Zeit nieder und beobachten einfach nur. Noch immer sind wir recht alleine auf der Düne und können alles in Ruhe genießen.

Lange Anna – Helgolands steinernes Wahrzeichen

Kurz vor Mittag machen wir uns wieder auf den Rückweg auf die Hauptinsel und erfahren, dass für Sonntag unser Katamaran auf Grund der Wetterverhältnisse, die sich deutlich verschlimmern sollten, abgesagt wurde. Auf Grund von dringenden Terminen am Montag, entschließen wir, unser Glück nicht herauszufordern und buchen uns noch auf die Fähre am gleichen Tag um kurz 16:50 Uhr zurück nach Cuxhaven. Damit haben wir noch gute drei Stunden, um eine Runde zu den Basstölpeln, Trottellummen und zum Wahrzeichen „Lange Anna“ zu drehen, bevor wir unsere Sachen packen müssen und zurück zum Hafen.

Wegen des grandiosen Ausblicks ist ein Spaziergang auf dem 2,8 Kilometer langen Klippenweg besonders lohnenswert. Er führt auch an der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit Helgolands vorbei – der „Langen Anna“, einem schmalen roten Buntsandsteinblock, der auch sehr viele Basstölpeln ein Zuhause bietet.

Stürmisch geht es zu auf unserem Spaziergang, die ein oder andere Hinterlassenschaft der Basstölpel landet deswegen in unseren Haaren oder auf unseren Jacken – vom Winde verweht so zu sagen. Wir kommen ihnen aber herrlich nahe und können auch noch die ein oder anderen Küken entdecken.

Und wir starten die Besteigung des Pinneberg mit seinen 61,3 Metern Höhe. Ein leichtes Unterfangen, auch Dank des heftigen Rückenwinds.

Traurig macht uns allerdings die Tatsache, dass ihre Nester ein sehr unnatürliches und vor allem oft tödliches Baumaterial enthalten: Langleinen und Reste von Geister-Fischernetzen, die in der Nordsee vergessen wurden. Daher ist unser klarer Apell, dass solltet ihr an Stränden in irgendeiner Form Müll entdecken, diesen immer aufzusammeln und zu entsorgen. Hier auf Helgoland gibt es extra große Strand- und Meeresmüll-Boxen, die zeitgleich auch mahnend aufzeigen, wie vermüllt unsere Meere sind.

Sachen gepackt und Tschüss bis zum nächsten Mal Helgoland

Leider geht die Zeit viel zu schnell und vor allem anders als geplant zu Ende. Wir packen schnell unsere Sachen, von denen wir mal wieder viel zu viel dabei haben, und machen uns auf den Weg zur Fähre im Hafen von Helgoland. Das Wetter zeigt sich wie angekündigt und ist stürmisch und regnerisch.

Aber es hinterlässt bei uns den innigen Wunsch, dass wir im Winter noch einmal wiederkommen. Nämlich genau dann, wenn die ganzen Seehunde ihre Heuler auf die Welt bringen. Das tun sie hier inmitten der Dünen und dieses Naturschauspiel wollen wir uns in jedem Fall anschauen. Das heißt, wir werden wohl kurz vor Weihnachten noch einmal nach Helgoland fahren.