Die Sonnenbrille brauchst Du heute nicht (03.06.). Sonnencreme auch nicht. Wu´s Worte klingen jetzt noch immer in meinen Ohren. Ich vertraue ihm nicht und nehme Sonnenbrille und Sonnencreme mit. Wir sind heute mit Tom und Silke verabredet, um gemeinsam dem Eiskogel in Werfenweng auf das Haupt zu steigen. Aber wir nehmen nicht den Normalweg sondern den Schneiderleitensteig, der weder großartig bekannt noch markiert, aber unheimlich schön ist.  Wider erwarten, knallt die Sonne bereits erbarmungslos vom Himmel und die Wengerau verwandelt sich in eine große Sauna. Wir starten gehend – ja richtig gelesen – gehend vom Parkplatz in den Talschluss und suchen den Einstieg des Schneiderleitensteigs. Natürlich findet ihn der nicht ortskundige Tom – war ja klar. Durchs Gestrüpp geht es steil hinauf, über uns thront die Wermutschneid.  Sobald man den Einstieg gefunden hat, ist der Weg quasi deutlich sichtbar.

Steil, steiler, Schneiderleitensteig auf den Eiskogel in Werfenweng

Ich wollte doch meinen Bikini anziehen. Warum habe ich nicht. Stimmt, weil Wu der Meinung war, wir bräuchten heute nicht einmal eine Sonnenbrille. Wobei: ich gebe ihm Recht. Genau diese rutscht mir derzeit immer von der Nase, im steilen Aufstieg durch die Wand. Wie ein Wasserfall sprudelt das Wasser aus uns raus. Nach ein paar felsigen Passagen erreichen wir das Kar zwischen Trog und Wermutschneid und ein altes Schneefeld. Luke wälzt sich darin, wir machen kurz Pause.  Dann halten wir uns rechts und steigen Richtung Kemetstein an, wobei wir dann zu einer deutlich ausgeschnittenen Latschengasse gelangen.

Tom und Wu sind immer voraus, Silke und ich etwas hinten. Je höher wir kommen ums angenehmer werden die Temperaturen wieder. Mein Temperaturhaushalt erholt sich auch zunehmend. Und als wir die erste Schutthalde erreichen, geht es mir auch gleich besser. Tom nutzt die Felsen für Scrambling, wir gehen mit Luke den „normalen“ Steig und klettern nur ganz leicht. Als wir die Schutthalde am Fuße der Westwand des Kemetsteins erreichen, geht es für uns wieder nach links querend über die Platten nach oben.

Eine gut versteckte Jagdhütte

Wir erreichen die kleine, wunderbare Jagdhütte, die ziemlich versteckt liegt. Wir entdecken einen neuen Unterstand und abgelaufenes Fleisch. Im Notfall auch nicht mehr genießbar. Hinter der Hütte biegen wir in einem Rechtsbogen über die Schneefelder weiter nach oben, damit wir das Plateau erreichen. Über dieses gehen wir in längerem auf uns ab in Richtung Schartwand. Tom surft diverse Schneefelder nach unten um dann schnell wieder bei uns oben zu sein.

Unterhalb der Abzweigung zur Schartwand, queren wir rüber zum Eiskogel und steigen gemeinsam die letzten steilen Meter nach oben. Jedes Mal ist es anstrengend auf den letzten Metern, Tom kommt bereits vom Gipfel wieder ein Stück entgegen.

Einsamer Gipfelgenuss am Eiskogel und rasanter Downhill

Der Gipfel des Eiskogels (2321m) gehört heute uns. Wir sind alleine unter uns und können den Gipfel genießen. Tom und Silke befüllen das Gipfelbuch, Wu macht reichlich Fotos und ich? Ich esse. Luke erschnüffelt Gamsköttel.

Als wir uns auf den Heimweg machen, geht es mit leichtem Laufen etwas schneller voran. Tom macht noch einen Abzweiger auf den Tauernkogel, wir laufen durch die Tauernscharte schon wieder bergab. Müssen Luke in der kurzen Kletterpassage tragen, als Tom uns schon wieder einholt. Elli haben wir auf dem Weg auch noch getroffen. Dann laufen wir endgültig bergab, denn Schatten, kalte Getränke und Kaiserschmarrn locken uns in Richtung Hackl-Hütte.

Auch Luke bekommt seine lang ersehnte Abkühlung im Wassertrog. Wir treffen Elli wieder, essen zusammen und machen uns dann aber frühzeitig wieder auf den Weg. Die letzten Meter zurück zum Parkplatz sind wir flott unterwegs. Die Autos gleichen einer Sauna, als wir die Türen aufmachen. Erst einmal durchlüften, dann ab nach Hause. Die Dusche ruft und „After Sun Creme“ auch – natürlich haben vor allem Wu und ich etwas Sonnenbrand aufgefasst. Ich an den Stellen wo ich nicht sonderlich gut geschmiert habe und Wu einfach da, wo die Sonne hingekommen ist.

Insgesamt waren wir knapp 15 Kilometer und 1450 Höhenmeter unterwegs – mal schneller, mal langsamer, aber immer mit vollem Genuss. Der Schneiderleitensteig ist ein wenig bekannter Steig, der nicht markiert ist. Es braucht schon ein bisschen Orientierungsvermögen, aber allzu schwer ist es nicht.

Natürlich gibt es auch noch verschiedene andere Wege auf den Eiskogel. Im Sommer und im Winter geht es unter anderen auch über die Tauernscharte hinauf. Lest dazu gerne unsere Berichte, einfach hier klicken oder hier oder hier.