Frühes Aufstehen seit langem mal wieder. Die Ski eigentlich schon eingewintert. Und trotzdem freue ich mich sehr, als der Wecker klingelt. Ich stehe auf, frühstücke eine Kleinigkeit und packe meine Ausrüstung ins Auto. Seit kurzem bin ich im Probejahr bei der Salzburger Bergrettung Ortsstelle Bischofshofen und bin froh bei dieser ausgiebigen und besonderen Schulung mit dabei sein zu dürfen. Zum Thema Sicherungstechniken geht es zum Dachstein hinauf. Bestens organisiert treffen wir uns vorher, fahren dann in Fahrgemeinschaften zur Talstation des Dachsteins. Die Stimmung ist genau wie das Wetter sehr gut. Es verspricht ein sehr spannender Tag zu werden. An der Talstation treffen dann noch unsere Ausbildungsleiter ein und gemeinsam fahren wir hinauf um die Dachstein-Überquerung in Angriff zu nehmen.
Spaltenbergung mit Mannschaftszug- Kurzzusammenfassung
Bevor wir wirklich auf Tour gehen, bekommen wir eine kleine Auffrischung in der Spaltenbergung mittels Mannschaftszug bzw. wenn einfach ausreichend Personen am Seil sind. Außerdem gibt es eine Menge Tipps und Tricks wie man die Ski in der Spalte senkrecht am Gurt aufhängen kann und das der Rucksack immer mit einer kleinen Bandschlinge und Karabiner am Gletscher vorbereitet sein sollte – damit am Spaltenrand als Unterlage dienen kann, damit sich das Seil nicht in den Schnee frisst oder in der Spalte schnell am Gurt befestigt werden kann. Man lernt nie aus, ich bekomme viel hochwertigen und neuen Input – mein Kopf rattert und versucht alles aufzunehmen.
Dachstein-Überquerung auf Umwegen
Wir teilen uns in zwei Gruppen auf und werden gegengleich zum Dachstein aufsteigen. Wir sind zu sechst, plus unserm Ausbildungsleiter und Bergführer Sepp Schiefer. Zunächst fahren wir vom Dirndl-Kolk hinab auf den Hallstätter Gletscher Richtung Eissee. Etwas unterhalb des Eisbruchs queren wir, stoppen und legen die Felle an. Dann beginnen wir mit dem Aufstieg zur Steinerscharte. Die Abfahrt hielt im oberen Bereich eher bescheidenden Schnee für uns bereit, aber etwas weiter unten gab es schon besten Firn. Und es wurde heiß als wir mit dem Aufstieg starteten. Aber auch ein Dachstein will sich ja erst verdient werden.
In mäßigen Tempo, aber um so viele Informationen rund um diese Bergregion reicher erreichen wir den Fuß der Steinerscharte, die im Sommer aus einem Klettersteig besteht. Wir steigen mit Ski die steile Scharte auf, mit den Ski am Rucksack auf der anderen Seite hinunter auf den Gosaugletscher. Die Seilversicherungen sind größtenteils alle noch im Schnee. Am Gosaugletscher machen wir kurz Rast und essen etwas.
Über den Westgrat hinauf zum Gipfel
In der oberen Windlucke treffen wir auf unsere Kollegen, die gerade über den Westgrat abgestiegen sind. Wir ziehen die Steigeisen an und spannen die Ski erneut auf den Rucksack. Wir teilen uns in zwei 3er-Seilschaften und üben so das Gehen am kurzen Seil und die korrekte Absicherung mittels HMS und Zwischensicherungen. Die Seilversicherungen des Klettersteigs sind größtenteils tief unter Schnee. Es ist eher tief winterlich. Wir arbeiten uns den Westgrat hinauf und haben den Gipfel fast für uns alleine. Das ist mit Sicherheit auch der spannenste Teil unserer Dachstein-Überquerung. Über den Randkluftsteig (Normalweg) geht es bergab. Ich gehe in unserer Seilschaft voran, gesichert wird in dem Fall von hinten durch einen Bergrettungskameraden.
Ziemlich steil und zu großen Teilen mit dem Gesicht zur Wand steigen wir ab. Hier und da haben wir das Stahlseil zur Hilfe. Insgesamt aber eine grandiose Übung und ein sehr lehrreicher Tag. Beim Ausstieg kommen wir dann aber doch noch leicht Stress. Die letzte Gondel des Tages wartet bereits auf uns. Die Abfahrt schaut bei mir daher eher „sportlich“ aus – in der B-Note gab es keine Punkte. Zurück auf der Radtrackspur gehen wir dann zu Fuß die letzten Meter zurück zur Bergstation nach unserer Dachstein-Überquerung.
Das war mein erstes Mal auf dem Dachstein und ich durfte direkt die Überquerung mit dieser grandiosen Gruppe und bei einem so lehrreichen Tag machen. Ein großer Dank geht daher an die Personen, die mir das ermöglicht haben. Derzeit herrschen also gute, aber recht alpine Bedingungen am Dachstein. Leider habe ich den Bereichen Westgrat und Randkluftsteig keine Bilder gemacht – ich war zu konzentriert und hatte nicht den Kopf für Bilder.