Freunde der Gratwanderungen sind wir schon immer gewesen: Tiefblicke, Ausblicke, leichte Kletterei und immer ein frisches Lüftchen um die Nase. Daher fallen uns auch immer genau diese Überschreitungen ins Auge. Bei unserem letzten Besuch in Osttirol, haben wir diese Tour mit vier Gipfeln und davon drei über 3000 Meter entdeckt, uns sie aber aufgespart für Sabrinas Tourenwochenende für den Alpenverein Werfen. Am vergangenen Wochenende war es dann soweit. Insgesamt 12 Personen beziehen das Quartier im Gasthof Islitzer in Hinterbichl und sind bereit für ein tolles Wochenende im Virgental in Osttirol.
Kann jemand den Sonnenschirm mitnehmen?
Momentan erleben wir eine echte Hitzewelle, die auch vor 3000 Metern nicht Halt macht. Wir fahren mit den Autos hinauf zum Parkplatz Bodenalm/Wallhorner Boden und schwitzen bereits auf den ersten Metern hinauf in Richtung Bodenalm. Die Sonnenschirme verleiten uns, dass wir sie mitnehmen, als wir an der Bodenalm vorbei gehen. So ein Sonnenschutz steht heute richtig hoch im Kurs. Die Stimmung ist trotzdem gut, schwitzen ist ja bekanntlich gesund. Wir kommen ins Timmeltal – ein rauschender Bach schafft etwas Abkühlung. Das Wasser schießt hier im Timmeltal von überall her, vor allem aber vom Eissee 700 Höhenmeter weiter oben. Mit sich hat der Winter auch einige Lawinen gebracht, die noch immer nicht ganz geschmolzen sind, trotz Hitzewelle.
Wir halten uns jetzt nicht mehr Richtung Eisseehütte sondern folgen dem Abzweiger links zur Sajathütte. Erst recht steil, geht der Weg eher einem Höhenweg über. Am „Fenster“, das wohl auf Grund seiner fantastischen Aussicht diesen Namen bekommen hat, nehmen wir Kurs auf den ersten Gipfel des Tages – den vorderen Sajatkopf. Unser Einstieg zur langen Grattour auf 3000 Meter in Osttirol.
Optische Täuschungen in Osttirol – wenn das Gipfelkreuz nicht näher kommt
Also es geht steil nach oben zum Vorderen Sajatkopf. Richtig steil. Aber das Gipfelkreuz ist quasi schon in greifbarer Nähe. Also optisch. Und trotzdem steigen wir gefühlt eine halbe Ewigkeit hinauf. Die Sonne heizt uns ein, egal wie hoch wir steigen. Im oberen Bereich wechselt der grasige Weg über in leichtes Blockgelände und wir müssen zum Teil die Hände zum Einsatz bringen.
Die Ausblicke sind schon jetzt gigantisch, nur das Gipfelkreuz kommt einfach nicht näher. Neben der Sonne plagt uns jetzt auch das Durstgefühl und der Wunsch nach Schatten – wo war noch gleich der Sonnenschirm von der Bodenalm? Aber nach geduldiger, leichter Kraxelei erreichen wir den ersten Gipfel, den Vorderen Sajatkopf auf 2915 Metern. Und machen Pause – ohne Schatten, dafür mit Wasser. Den weiteren Weg über den Grat auf den Hinteren Sajatkopf ist leicht auszumachen. Einfach dem Grat folgen – über einen schmalen Pfad und später über Platten, nicht wirklich schwer. Luke läuft auch entspannt seinem nächsten 3000er entgegen.
Gipfel oder nicht – wo ist das Kreuz?
Eigentlich schade – denn den Hinteren Sajatkopf ziert kein Gipfelkreuz. Daher diskuttieren wir am Gipfel ob genau dieser überhaupt einer ist. Die Antwort darauf lassen wir uns später im Gasthaus Islitzer bestätigen. Natürlich ist das ein vollwertiger Gipfel. Der Hintere Sajatkopf mit 3098 Metern wird quasi bei dieser Grattour einfach so „mitgenommen“ ohne viel Schnickschnack. er ist der unmerkliche Nebengipfel der Kreuzspitze, die wesentlich imposanter empor sticht. Als wir diesen Gipfel überschreiten, müssen wir wenig später Luke definitiv im Rucksack tragen. Der Weiterweg auf die Kreuzspitze wird jetzt zunehmend anspruchsvoller – zumindest für den Hund. Und auch wir müssen jetzt schon mehr Kraxeln. Nie wirklich schwer, aber trotzdem konzentriert.
Wir steigen etwas ab in die Westflanke vom Verbindungsgrat zur Kreuzspitze und danach wieder zurück auf den Grat. Kurz vor dem Hauptgipfel über eine seilversicherte Passage geht es hinab in die Ostseite mit atemberaubenden Tiefblicken. Festhalten ist hier ein Muss. Zum Schluss dann aber wieder ganz leicht auf die Kreuzspitze (3155 m). Unser heutiger höchster Punkt. Hier machen wir zum ersten Mal für diesen Tag eine ausgiebige Pause. Für Luke bauen wir ein kleines Schattenplätzchen, denn die Sonne ist erbarmungslos. Selbst hier oben auf über 3000 Metern.
Abstieg von der Kreuspitze und eine bröselige Tulpspitze – oh Du schönes Osttirol
Wir schauen auf die unscheinbare Tulpspitze. Sie wirkt so klein, von hier oben und vor der mächtigen Zopetspitze. Die Tulpspitze führt wohl kein einfaches Dasein zwischen diesen zwei Riesen. Dabei ist sie selber 3054 Meter hoch. Von der Kreuzspitze aus gesehen wirkt sie zudem fast nicht „besteigbar“ – ein loser Felsblockhaufen. Wir steigen über Schutt von der Kreuzspitze hinab in die Tulpscharte. Absolut nicht schwierig und je mehr wir hinab steigen, umso deutlicher zeichnet sich der Weg auf die Tulpspitze ab. Wie immer schaut alles deutlich schwerer aus, als es dann eigentlich ist.
Wir nehmen Luke wieder in den Rucksack zwischen dem Blockgelände, damit wir schneller voran kommen. Nach rund 100 Höhenmeter erreichen wir den kleinen Gipfel der Tulpspitze auf 3054 Meter Höhe. Ein schöner Gipfel, auf dem wir gerade so alle Platz haben. Nur die Sonne, die hat noch immer ihren Platz am fast wolkenlosen Himmel. Über den Nordgrat steigen wir ab. Hier ist durchgehend eine Seilversicherung gelegt und das erleichtert den Abstieg ungemein in die Zopetscharte. Noch einmal eine kleine Pause für uns alle, bevor das Bier auf der Eisseehütte ruft.
Wieso tragt Ihr denn den Hund im Rucksack? Das tun wir auch in Osttirol.
Man sagt ja immer es gibt keine blöden Fragen. Aber manchmal gibt es wirklich blöde Fragen. Vor allem, wenn sie zwei – auf uns komplett überforderte Mädels im Abstieg zur Eisseehütte – stellen. Von der Scharte steigen wir am Venediger Höhenweg ostwärts hinab. Dabei passiert man kurze und extrem leichte versicherte Passagen. Dort kommen zwei Mädels offensichtlich nur überaus langsam weiter. Aber ihnen bleibt die Zeit uns zu fragen, warum wir denn den Hund im Rucksack tragen.
Wu kann sich seine Antwort nicht verkeifen: „Weil er sich beim Abstieg genau so schwer tut wie ihr!“ Natürlich tragen wir Luke im Rucksack, weil wir der Meinung sind, dass wir ihn nicht über alles drüber jagen müssen. Wir wollen seine Knochen und Pfoten schonen, da gibt es schon mal Rucksack-Service. Der Abstieg ist nicht wirklich schwer und Luke würde hier locker selbstständig weiter kommen, aber wir gönnen ihm Trage-Service. Die Mädels lassen wir schnell hinter uns und erreichen das flache Becken südwestlich unterhalb vom Eissee. Über einen wunderschönen Wanderweg müssen wir nur noch in einem weiten Linksbogen zur Eisseehütte, auf der wir es uns gut gehen lassen.
Dann müssen wir nur noch runter entlang des Timmelbachs zurück zur Bodenalm und zum Parkplatz. Eine wunderschön Grattour im Virgental in der Venedigergruppe in unserem geliebten Bundesland Osttirol mit 1750 Höhenmetern und knapp 15 Kilometern – auf der man vier Gipfel erreicht, davon dann drei über 3000 Meter Höhe sind.
Hey , die Bilder sind dir echt gelungen.
Weiter so!
Super Interessanter Artikel.
Hoffe mehr von dir lesen zu können.
LG
Wow das klingt super und macht Vorfreude auf nechstes Jahr,wielange hat ca die Tour gedauert,danke
Hallo Sandra,
das freut uns. Also die Tour hat alles in allem rund sechs Stunden gedauert – wir haben aber auch nicht wahnsinnig lange Pausen gemacht. Eher sehr zügig gegangen. 🙂
LG Sabrina