Ein Sommertag gehört genutzt, um wieder ein neues Flecken Erde bzw. neue Berge kennenzulernen. Ins Auge sind uns das Reitereck (2.790m) und die Wandspitze (2.623m) im Maltatal gefallen, auch wenn das Maltatal als solches kein unbekanntes Fleckchen ist. Wir kennen jedoch nur das Talende mit der Kölnbreinsperre und die Touren auf den Ankogel, die Hochalmspitze oder den Hafner. Heute treffen wir uns mit Silke und Tom, das verspricht immer ein schöner Tag zu werden.

Steile Straßen hier im Maltatal – rauf auf´s Reitereck

Gmünd – tausend Mal fährt man an der Autobahnabfahrt vorbei. Aber es lohnt sich eigentlich immer abzufahren. Die steile Straße hinauf zur Leonard Hütte scheint nicht zu enden, als wir dann doch am Parkplatz ankommen. Nur ein paar wenige andere Bergsteiger sind unterwegs – und doch haben wir alle das gleiche Ziel. Das Reitereck zeigt sich zunächst weniger steil als gedacht, während wir den langen Weg in Richtung Verbindungsgrat zur Wandspitze gehen. Vor uns eröffnet sich ein sehr weitläufiges Kar, ein wasserreiches. Luke profitiert davon sehr, denn er kann die ganze Zeit kühle Bäder nehmen.

Am Grat angekommen und noch 10 Minuten zum Gipfel – denkste!

Als wir auf den Verbindungsgrat ankommen, scheint es, als würden wir nur noch 10 Minuten zum Gipfel brauchen – wir haben uns ohnehin schon gewundert, wann denn die letzten Höhenmeter überhaupt noch kommen. Sie haben sich in der langen und steilen Gipfelflanke versteckt. Aus den angedachten werden noch gut 30 Minuten – es geht über Schutt steil rauf und das Gipfelkreuz kommt gefühlt nie näher. Ein entgegen kommender Bergsteiger beschreibt es mit den Worten:

„Weit is nerma, ober a Stickerl is scho nu.“

Er behält Recht. Dafür haben wir den Gipfel fast für uns alleine. Dieser gewaltige Berg zeigt seine Schönheit erst auf den letzten Metern. Er ist eben doch mit 2.790 Metern kein kleines Hügelchen mehr.

Wandspitze – eine Gratwanderung mit Kletterstellen

Runter auf die Torscharte und dem Grat folgend geht es jetzt über den Maurilius H. Mayr Steig zu unserem nächsten Ziel, die Wandspitze. Schon bald wird der Weg deutlich anspruchsvoller und steil. Nasse Verhältnisse können hier kritisch werden, heute ist nur Trittsicherheit und Konzentration und etwas Übung nötig. Über eine erste Passage müssen wir klettern, Luke und Wu suchen einen Durchschlupf über die steilen Gras-und Schutthänge. Wir treffen am Grat wieder zusammen – sehen dann aber ein, dass wir Luke doch in den Rucksack nehmen müssen. Vor uns liegt jetzt Kletterei im I.-Grad, nicht schwierig, aber zum Aufpassen ist es schon.  Tolle Tiefblicke und Ausblicke eröffnen sich uns, kurz bevor wir den Gipfel erreichen. Auch diesen haben wir heute für uns alleine. Unseren Weiterweg mit zwei weiteren Gipfeln, können wir auch nicht verfehlen.

Poisnig und Stubeck – den einen überläuft man, den anderen besteigt man

Unspektakulär erreichen wir den Poisnig (2.528m) – denn wir laufen einfach über ihn drüber. Seine Vorzüge zeigt er wohl erst im Winter, als erstklassige Skitour. Nichts desto trotz unser dritter Gipfel heute. Über Almgelände geht es ein ganzes Stück wieder bergab, während wir schon den Aufstieg zum Stubeck im Auge haben. Auf der nächsten Scharte, steigen wir wieder auf den Aufstiegsmodus um. Das Stubeck muss man sich noch einmal verdienen, nach rund 30 Minuten stehen wir aber auch hier auf dem Gipfel auf 2.370 Metern.

 

Vierter und letzter Gipfel für den heutigen Tag. Jetzt lockt uns nur noch das Gipfelbier auf der Leonard Hütte. Ein echtes Juwel wir später feststellen. Über sanftes Almgelände und dann durch einen lichten Zirbenwald steigen wir der Hütte entgegen ab. Nach 15 Kilometern und 1.700 Höhenmetern, belagern wir die Terrasse und genießen das Leben.