Er gehört zu diesen Bergen, die zu Unrecht im Schatten berühmter Berge stehen. Die Show stehlt ihm vermutlich die Gr. Bischofsmütze ständig. Dabei versucht er sogar mit zwei Namen auf sich aufmerksam zu machen: der Rötelstein mit seinen 2.247 Meter Höhe. Man kennt ihn auch unter seinem anderen Decknamen Rettenstein. Und da wir uns nur schwer beeindrucken lassen von berühmten Bergen, schenken wir auch gerne den Unscheinbaren Aufmerksamkeit. Also sitzen wir im Auto nach Filzmoos.
Rettenstein oder Rötelstein, das ist die Frage
Wir parken bei der Rettensteinhütte auf dem Parkplatz und sind die Einzigen. Ein erstes Indiz, dass der Rötelstein durchaus eher ein Rettenstein ist. Hinter der Rettensteinhütte geht es das erste Stück über die Skipiste hinauf – bevor wir uns etwas links halten um dann über die Alm relativ steil aufsteigen. Der Weg ist gut markiert, aber flache Stücke sucht man hier vergebens. Bergauf über eine Wiese gelangen wir zu einem kleinen Pfad, der uns nun ein Stück nach Westen zur Ahorneggalm führt. Dort angekommen versucht die Gr. Bischofsmütze die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen, zum ersten Mal wird der Blick frei zur Mütze. Wir verlassen nach rechts den Reitalmrundweg und steigen, zunehmend steiler, über Wiesen, lichten Wald und Latschen zum Westgrat des Rötelstein auf. Und es ist heiß – wir schwitzen massiv.
Über den Westgrat auf den Rötelstein
Wir kommen dem Westgrat immer näher und treffen auf den rötlichen Schotter, der dem Rötelstein seinen Namen gegeben hat. Also ist es vielleicht doch eher der Rötelstein als der Rettenstein. Der Weg ist steil, hier und da kommen auch die Hände zum Einsatz. Trittsicher und Schwindelfrei sollte man auf jeden Fall sein – aber richtig schwierig wird es nicht. Wir nähern uns in kleinem auf und ab immer mehr dem Gipfel. Auch Luke ist happy und kommt gut durch. Nur an einer kleinen Stelle müssen wir ihn über eine „Kletterpassage“ tragen – da geht es dann noch auf zwei Metern vertikal nach oben. Und dann erreichen wir den Rötelstein oder auch Rettenstein. Ganz egal wie er denn nun heißt, welchen Namen er sich selbst gegeben hätte, die Aussicht ist unschlagbar. Der Dachstein, der Torstein, die Bischofsmütze, die Tauern…einfach alles liegt uns zu Füßen.
Abstieg wie Aufstieg – oder Überschreitung
Wir überlegen kurz, ob wir die Überschreitung gehen sollen, aber entscheiden uns auf Grund des vielen Altschnees dagegen. Stimmt diese Tour ist schon länger her, aber wir kommen erst jetzt zum schreiben. Wir steigen nach einer Pause also wieder über den Westgrat ab und merken am Ende des Grats auch erst, wie steil der Aufstieg war. Wir sind über den ganzen Tag hinweg quasi alleine. Das ist vielleicht der Vorteil von Bergen, die im Schatten berühmter Berge stehen. Aber es lohnt sich immer auch den Blick auf diese schönen Touren zu wenden. Zurück am Auto blicken wir noch mal zurück und stellen fest: für uns ist er eindeutig der Rötelstein. Knapp 1.000 Höhenmeter haben wir in den Beinen.