Leise rieselt der Schnee. Ein Blick aus unserem Wohnzimmerfenster lässt mein Herz höher schlagen beim Anblick der kleinen Schneeflocken die den Winter ankündigen. Und gleichzeitig muss ich mich nach meiner Kiefer-OP leider noch eine Weile erholen und werde den Schnee noch nicht in vollen Zügen genießen können. Dafür bleibt aber Zeit, von vergangenen Touren zu träumen und natürlich zu schreiben. Genau so eine Tour ist die auf die Tauernhöhe (2328m), die wir am 01. November gemeinsam mit Tom und Silke im Lungau unternommen haben.

Im Lungau: Schneestapfen von Anfang an

Der erste Schnee des Jahres schaut schon runter. Relativ weit sogar, mehr als gedacht, als wir gemeinsam nach Weißpriach in das Znachtal fahren. Der Parkplatz ist leer. Das könnte zwei Gründe haben: Entweder niemand hat Lust auf das unschöne Wetter oder ist bereits mit Ski auf den Gletschern unterwegs. Für uns gibt es jedenfalls kein Gegenargument heute nicht aktiv zu sein, also ziehen wir in Richtung Tauernhöhe los. Wir waren bis jetzt weder in diesem Tal noch auf der Tauernhöhe und sind echt gespannt.

Die Forststraße folgen wir noch einmal eine halbe Stunde weiter hinein zu der schönen Hütte links und zur Wegabzweigung zu dem Wirpitschsee. Wir wählen die steilen Abkürzungen um uns die Forststraße zu sparen und stapfen recht schnell im ersten Schnee. Nasse Füße vorprogrammiert, aber wir sind ja hart im nehmen.

Die Wegsuche auf die Tauernhöhe und der Wirpitschsee

Hier und da stellen wir uns schon ein bisschen die Frage, warum wir nicht einfach auf dem Sofa liegen geblieben sind oder einfach einen heißen Kakao trinken. Aber als wir die ersten schneeigen, matschigen Höhenmeter zum Wirpitschsee geschafft haben, freuen wir uns trotzdem. Der Schnee legt zu und wir brauchen einen Moment bis wir den Weiterweg finden.

Tom unser Orientierungstalent spurt uns aber immer weiter und sicher nach oben – das muss er fast machen, damit er warm bleibt. Wir sind nämlich deutlich langsamer unterwegs. Der Steig ist teilweise schon unter knietiefen Schnee versteckt – gemeine Löcher warten auf uns. Immer wieder brechen wir bis zum Knie ein und trotzdem denken wir nicht an umdrehen.

Das Wetter ist ein bisschen schwindelig: Nebel, Wind, Sonne, Regen, Graupel. Die Schönalm macht ihrem Namen aber alle Ehre. Vorbei an größeren Felsbrocken, alten Zirben und mit mehreren Bachquerungen, die nicht immer ganz trocken geklappt haben, ist es alles in allem ziemlich schön hier oben. Nur mäßig steil geht es weiter hinauf. Aber die Füße sind so nass.

 

Weglos rauf auf die Tauernhöhe

Da wir den Weg stellenweise so oder so nicht mehr sehen entschließen wir uns für die „im Zweifel immer nach oben-Variante“ und buddeln uns durch den Schnee. Unsere Füße wärmen wir in selbstgemachten Rettungsdecken-Socken. Damit sind die zumindest gegen weitere Nässe geschützt. Aber es knistert die ganze Zeit.

Wir finden einen ganz guten Aufstiegsweg am Grat entlang rechts vorbei am Schönalmsee. Der Wind frischt auf, wir sehen drei weitere Bergsteiger am Kreuz der Scharte zwischen Steinkarhöhe und Tauernhöhe.  Sie streben wohl den weiteren Aufstieg zum Großen Gurpitscheck an. Sie werden umdrehen, das wissen sie zu diesem Zeitpunkt nur noch nicht.

Wir arbeiten uns auch Stück für Stück den Grat entlang nach oben und erreichen den Gipfel. Der Ausblick könnte heute schöner sein. Um uns herum graupelt es schon – bei uns weht nur der Wind. Den Abstieg machen wir genau so, wie wir rauf gekommen sind und stellen unten auf der Schönalm fest, dass die anderen drei Bergsteiger bereits umgedreht haben.

Zum Schluss werden wir etwas nass. Und weil wir Kakao, Sofa und gutes Essen lieben, fahren wir gemeinsam mit Tom und Silke zum Hotel Eggerwirt und bekommen genau das – nur ist es kein Sofa, sondern eine gemütliche Gaststube. Die Tour ist prima im Sommer und Herbst. Wir hatten eben Winter im Herbst und wissen schon, das wir auf jeden Fall noch mal wieder kommen. Da warten zwei Laufprojekte auf uns.