Wir packen unsere sieben Sachen und eine Machete in unsere Rucksäcke. Wer weiß ob wir die heute noch brauchen. Denn wir scouten alte und vergessene Wege hinauf auf den Tristkopf (2110m) im Hagengebirge und vermuten, dass wir auf ganz viel Natur treffen werden. Für alle, die Interesse haben bei unserem Lauftreff am 04.06.2017 dabei zu sein, die dürfen jetzt auch gerne weiterlesen und sich Appetit holen. Wir fahren also mit unseren Macheten und sieben Sachen zum Parkplatz des Bluntautals in Golling und sind unerwartet noch so ziemlich die Ersten, die den Parkplatz besiedeln. Rucksäcke auf und erst mal rein ins Bluntautal bis ganz nach hinten zum Gasthaus Bärenhof.

 

Bis hierhin führen bereits einige Wege, wir wählen den schönsten der Schönen. Und dann links vorbei. Es beginnt der Trail. Wir laufen heute allerdings nicht. Entlang des Wassers bis zu einem Wasserfall, der uns staunen lässt. Und dann?

 

Wenn Wege nicht immer sichtbar sind

Wir suchen den Weg, der müsste eigentlich hier sein. Hinauf in Richtung Schlumsee. Bis zum Wasserfall gehen noch einige Leute, aber weiter, wohl kaum noch. Das Abenteuer beginnt, wir finden den Weg: der geht ganz steil einfach nach oben. Feinster Trail, ein Schnapper, zugewuchert, glitschig, geil. Das Strahlen in unseren Gesichtern werden wir nicht mehr los. Die Macheten halten wir bereit, nur für den Fall das eine Liane zufällig den Weg versperrt. Wie der Steig heißt können wir bisher gar nicht raus finden, aber er geht im unteren Bereich immer in Richtung Schlumsee – der nur periodisch da ist. Hier geht keiner mehr – wir sind in der vollkommenen Einsamkeit oder auch Subtropen. Es ist feucht, zugewuchert und einfach nur steil. Wir fädeln uns zwischen den Felswänden hindurch, hier und da packen wir beherzt in die die Eisenketten bei den „kritischen“ Stellen. Haben wir nicht vermutet, aber der Weg ist in einem guten Zustand.

 

Wir treffen wieder auf einen Wasserfall, oder zumindest ähnlich anmutenden. Und dann folgt eine Treppe und die erste Weggabelung. Wir entscheiden uns für den linken Weg. Etwas mystisch ist es hier, Fußspuren suchen wir vergebens. Es wird etwas flacher und still. Wir treffen auf zwei Gämsen, die sich ähnlich wie wir wundern, was wir dort zu suchen haben. Wir erreichen eine Lichtung und haben offene Münder.

Der Schlumsee und wo ist der Tristkopf?

Das ist er wohl der Schlummsee. Ein unglaubliches Juwel, dass sich hier zwischen den Bergen versteckt.  Unglaublich atemberaubend. Wir steigen sehr steil ab, unsere Blicke bleiben am See kleben. Wieder eine Abzweigung, diese bringt uns jetzt in Richtung Verbundhütte. Wir queren etwas oberbalb des Sees und steigen dann wieder sehr, sehr steil hinauf. Ein Weg ist eigentlich nicht so deutlich sichtbar, aber die Seilversicherte Passage (leicht) ist im besten Zustand. Also geht wohl doch regelmäßig wer. Der nächste Vertikal wartet auf uns und wir nehmen die Hände zur Hilfe. Und dann wieder sanftes Waldgelände. Wir treffen eine Kröte und einen Salamander, sagen guten Tag. Und dann schlängeln wir uns weiter. Und dann taucht die Verbundhütte auf. Hier gibt es etwas Wasser, sonst nichts. Wir sehen erstmalig den Tristkopf. Das ist noch immer ein langer Weg, wir gehen also gleich weiter. Jetzt zeigt das Hinweisschild eindeutig Richtung Tristkopf, verlaufen können wir uns also nicht mehr.

Es wird insgesamt auch lichter, wir packen die Machete zurück in den Rucksack. Genial, mitten in der Wildniss. Weitere Bergsteiger sind Fehlanzeige, dafür treffen wir jetzt auf Altschnee. Wir spuren hinauf zum Hochtor (Bis Sonntag, sollte die Spur jetzt frei sein) und dann liegt der finale, steile Anstieg auf den Tristkopf vor uns. Ich entscheide mich unten zu bleiben, Wu und Luke starten rauf. Nach einer kurzen Zeit sind die beiden wieder da und wir suchen den Abstieg.

 

Wer findet die verfallende Alm?

Wir müssen dort hinten rüber queren, zur verfallenen Fillingeralm, finden die Wegmarkierungen allerdings nicht sofort. Dann erwischen wir den Trail und traben locker durch den Schnee. Das ist Trailgenuss, hier kann man nicht nicht laufen. An der verfallenen Fillingeralm geht es etwas hinauf, dann suchen wir den Weg zur Angeralm. Ein toller Trail durch den Wald hinab und dann erreichen wir gigantisches Almgelände. Die Angeralm bietet Kühen und Pferden im Sommer eine Heimat. Für uns heute nur Wasser. Und dann suchen wir wieder den Weg. Wir wollen den Kettensteig zur Kratzalm erwischen. Finden ihn dann, weil uns die zahlreichen Murmeltiere den Weg weisen. So wunderschön hier oben. Dann folgt wieder ein toller Trail durch den Wald, der an der ein oder anderen Stelle sogar ziemlich spektakulär ist. Und dann spuckt er uns wieder auf Almgelände der Kratzhütte aus. Ein tolles Fleckchen Erde, das wir noch mal für eine Pause nutzen.

 

Und dann gehen wir noch ein paar Meter durch den Wald und erreichen die Forststraße, die uns in einigen Serpentinen nach unten bringen wird. Würde man gar nicht vermuten, wenn man von unten hinauf schaut. Ok, es ist der etwas unschönere Teil, dafür kann man es hier richtig rollen lassen und geradewegs ins kühle Nass des Bluntautals kurz vorm Parkplatz springen. Als wir das Auto erreichen haben wir 28 Kilometer und 1850 Höhenmeter auf der Uhr stehen. Ein ausfüllender Tag in den Bergen.

Wir sind uns sicher, das wir die perfekte Strecke für unseren Runwithwusaonthemountain(s)-Lauftreff gefunden haben – nur dieses Mal wird es vermutlich eben auch mehr ein „Gehtreff“.