Nachdem wir auf den Geschmack gekommen sind, haben wir uns doch glatt wieder in den Schladminger Tauern verirrt. Dieses Mal auf den zweithöchsten Berg: auf die Hochwildstelle (2.747m). Die Überschreitung ist ein besonderes Highlight und bietet auf 20 Kilometern und rund 1.800 Höhenmetern allerhand Abwechslung: vom tosenden Wasserfall bis hin zu knackigen Passagen mit echten Tiefblicken im Fels und einer Alm mit extrem leckeren Bauernkrapfen.
Entlang des Riesachfalls: Alpinsteig Höll
Am Parkplatz Seeleiten in Untertal bei Schladming angekommen, folgen wir erst einmal dem Alpinsteig Höll entlang des tosenden Riesachfalls, der gleichzeitig auch der größte Wasserfall der Steiermark ist. Die Mühen und Überlegungen, die diesen Steig so attraktiv machen, kann man sofort erkennen. Hier wurde ein echter Abenteuersteig auf 300 Höhenmetern aufgebaut – für Luke war er dann spätestens an der Hängebrücke zu abenteuerlich und ich habe ihn tragen müssen. Nichts desto trotz ein echt spannender Steig, an dessen Ende wir beim Riesachsee und damit in eine andere Welt eintauchen.
Unendliche Weite: Die Hochwildstelle zeigt sich noch nicht
Als wir entlang des Riesachsees gehen, wird es uns klar: Heute werden wir noch ein Weilchen unterwegs sein, denn das Tal erstreckt sich größer und weiter als gedacht. Kurz nach der Kaltenbachalm, die wir später in jedem Fall besuchen werden, treffen wir auf eine weitere Alm bei der wir entlang des Kaltenbachs über einen zu übersehenden Steig links abzweigen. Wir orientieren uns zuerst in Richtung Neualm – wir wollen über den Nordgrat hinauf auf die Hochwildstelle und dürfen hier gerade in absoluter Einsamkeit durch lichten Nadelwald und endlose Almen aufsteigen.
Hochwildstelle: ein wilder Nordgrat
Nach zwei kleineren Auf und Abs erreichen wir die Neualmscharte und gönnen uns eine kurze Pause. Luke bekommt sein Tragegeschirr angelegt und wir nutzen die Chance, um uns den Weiterweg anzuschauen. Es gilt erst einmal einen steileren Aufschwung zu überwinden, danach gehen wir klassisch am Grat. Wir bewegen uns hier noch im Gehgelände, aber Trittsicherheit ist oberstes Gebot. Auf dem finalen Gipfelanstieg, wird der Nordgrat deutlich anspruchsvoller, dennoch bewegt man sich hier definitiv noch im Komfortbereich und wir kommen auch mit Luke – entgegen zweier Meinungen von absteigenden Bergsteigern – gut durch. Liftunterstützung gibt es von uns nur hier und da. Am Gipfel sind wir fast alleine: Nur drei weitere Bergsteiger sind hier, eine kleine Brise und ein traumhafter Ausblick, auch rüber zum Hochgolling.
Ein Südgrat, der dem Nordgrat den Rang abläuft
Der Abstieg über den Südgrat wird deutlich knackiger mit Hund. Einige Passagen sind doch mit leichter Kletterei verbunden. Außerdem ist der Grat durchgehend schmal und ausgesetzt. Also mit Vorsicht zu genießen. Luke müssen wir hier an einigen Stellen in seinem Geschirr tragen und die kurzen Kletterpassagen vorsichtig runterheben. Dabei schauen wir natürlich auch immer auf uns selbst. ich persönlich finde den Südgrat viel cooler als den Nordgrat – schon vor allem weil man hier nicht so auf die Steinschlaggefahr achten muss. Der Grat endet bei der Wildlochscharte, ab der wird dann durch das Trattenkar und Himmelreich absteigen zur Preintalerhütte. Wir steigen vorbei an vielen Seen, Almrausch und Bächen und merken, dass es noch ein langes Stück zur Preintalerhütte ist. Zuletzt wird das Gefälle größer und wir kommen zügiger über die vielen Serpentinen hinab zur Preintalerhütte.
Stop auf der Preintalerhütte und auf der Kaltenbachalm
Auf der Preintalerhütte trinken wir kurz etwas und ich freue mich eine liebe, ehemalige Kollegin auf der Terrasse zu treffen. Wir plaudern kurz und dann machen sie sich auf ihren Weiterweg genau wie wir. Der kurze Steig runter zur Forststraße ist sehr nett, wir kommen an einer Herde Ziegen vorbei, die unbeeindruckt von Luke und uns auf dem Weg liegen. Und dann treffen wir auf die lange Forststraße zurück zum Parkplatz. Auf Höhe des Riesachsees kehren wir zur Unterbrechung der ungeliebten Forststraße noch in der Kaltenbachalm ein. Einen Stop dort legen wir Euch wärmstens ans Herz – extrem leckeres und gutes Essen und liebe Wirtsleute. Wir hatten die Terrasse auf Grund der fortgeschrittenen Zeit fast für uns ganz alleine. Anschließend mussten wir den noch rund vier Kilometer langen Weg zurück zum Auto in Kauf nehmen. Aber irgendwann endet jede Straße und so ein toller Tag, kann durch nichts verschandelt werden.